26.01.2022

Wie finde ich einen Verlag?

Sobald Du einen längeren fiktionalen Text verfasst hast, der Deiner Ansicht nach für eine breitere Öffentlichkeit von Interesse ist, wirst Du Dich vermutlich mit der Frage beschäftigen, ob Du Dich darum alleine oder mit professioneller Unterstützung kümmern möchtest.

Bei Sachbüchern werden Eigenpublikationen mittlerweile lockerer gehandhabt, weil viele Unternehmer und Unternehmerinnen das eigene Buch als Marketing-Instrument nutzen, um ihre Expertise zu zeigen. In der Literatur gilt immer noch die Faustregel, dass Autoren nur dann ernst genommen werden, wenn sie ihre lyrischen oder Prosa-Werke bei einem „richtigen“ Verlag veröffentlicht haben.

Was ist überhaupt ein Verlag? Ein Buchverlag ist ein Wirtschaftsunternehmen, das darauf ausgerichtet ist, schriftliche Werke zu vervielfältigen und zu vertreiben. Das bedeutet also, dass sich die Leute, die dort tätig sind, schon seit vielen Jahren oder Jahrzehnten mit der Produktion von Büchern beschäftigen.

Wie jedes Unternehmen ist natürlich auch ein Verlag darauf ausgerichtet, Gewinn zu erzielen. Somit kennen alle Leute, die in einem Verlag tätig sind, den Buchmarkt sehr gut, denn das ist die Voraussetzung dafür, dass sie ihre Bücher dort auch verkaufen können. Demnach hat jeder Verlag eine unterschiedliche Ausrichtung.

Das bedeutet, dass Du zuerst einmal herausfinden musst, welche Verlage für Dein künftiges Buch infrage kommen. Das geht am einfachsten, indem Du in den nächsten großen Buchladen gehst und Dir anschaust, ob es ähnliche Bücher es in dem Bereich, wo Du etwas veröffentlichen möchtest, bereits gibt. Dann schaust Du Dir an in welchem Verlagen diese Bücher erschienen sind. Der nächste Schritt ist, dass du Dir die Websites dieser Verlage anschaust und überprüfst, ob Dein Buch ins Verlagsprogramm passt. 

Denn damit vermeidest Du den Kardinalfehler, den viele zukünftige Autoren und Autorinnen machen. Sie schreiben sämtliche Verlage an, in der Hoffnung, dass sich über kurz oder lang einer findet, der ihr Buch veröffentlichen wird.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit dieser Gießkannen-Methode klappt, ist in etwa so hoch wie wenn Du als Mann in die nächste Bar gehst und dort wahllos eine Frau nach der anderen anquatscht, in der Hoffnung, auf diese Weise Deine nächste Lebenspartnerin zu finden.

Stell Dir mal vor, Du arbeitest in einem Verlag, der Krimis, Thriller und Liebesromane veröffentlicht und ständig schicken Dir Leute Manuskripte für wissenschaftliche Fachlektüre oder für Kochbücher. Es ist für Dich sicher nachvollziehbar, dass niemand mit solchen Zusendungen Freude haben wird.

Apropos Manuskript: So lautet die Bezeichnung für einen Text, auf dessen Basis Dein künftiges Buch hergestellt wird. Weiters solltest Du beachten, dass in der Literatur immer noch die Einhaltung gewisser formeller Kriterien vorausgesetzt wird. Manuskripte müssen in sogenannten „Normseiten“ formatiert sein, das sind bestimmte Vorgaben zur Seitenformatierung, also Schriftgröße, Schriftart, Zeilenabstand, Randabstand. Diese Normseiten helfen den Verlagen dabei, die Kosten des Buches zu kalkulieren, weil natürlich ein Buch mit weniger Seiten günstiger zu produzieren ist als ein mehrere Hundert Seiten dicker Wälzer.

Zumeist wird auch erwartet, dass der Autor oder die Autorin ein Exposé beilegt. Schau Dir genau die Vorgaben des jeweiligen Verlages an, die üblicherweise auf der Website zu finden sind. Zumeist enthält ein Exposé eine Zusammenfassung Deines Buchs mit weiteren zusätzlichen Informationen wie beispielsweise zum Autor bzw. zur Autorin. Manche große Verlage bieten Vorlage fürs Exposé zum Download und es versteht sich hoffentlich von selbst, sich genau daran zu halten.

Vorsicht ist bei Bezahl-Verlagen geboten. Das sind jene, die auf ihrer Website stehen haben, dass sie „Autoren suchen“. Ein renommierter Literatur- oder auch Sachbuchverlag erhält üblicherweise bedeutend mehr Manuskripte zugeschickt als in sein Verlagsprogramm passt, somit hat er solche Ankündigungen nicht nötig. Kein seriöser Verlag erwartet von einem Autor, dessen Roman er veröffentlichen will, dass er sich kostenmäßig daran beteiligt.

Wenn du also einen bestimmten Verlag ins Auge gefasst hast und Dir sicher bist, dass Dein Roman ins Verlagsprogramm passt, könntest Du natürlich auch Buchmessen oder Buchpräsentationen dieses Verlags nutzen, um auf Dich aufmerksam zu machen.

Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich, dass Du jemanden findest, der Dich an diesen Verlag weiterempfiehlt, beispielsweise ein anderer Autor bzw. eine Autorin, der bzw. die dort bereits publiziert.

Du könntest ihn oder sie eventuell bei einer seiner/ihrer Lesungen kennenlernen. Bekannte Autoren bzw. Autorinnen halten selbst oft Vorträge oder veranstalten Schreib-Seminare. Somit bestehen gute Chancen, dass Du als Absolvent/in dieses Seminar an den Verlag dieses Autors/dieser Autorin weiterempfohlen wirst. Je nach Dauer eines solchen Seminars entstehen mitunter auch gemeinsame Buchprojekte, beispielsweise eine Anthologie, wo eine oder mehrere Kurzgeschichten der teilnehmenden Autoren und Autorinnen veröffentlich werden.

Fazit: Je genauer Du die formalen Kriterien einhältst, je besser Du weißt, was sich der jeweilige Verlag erwartet und je besser Du vernetzt bist, desto höher sind Deine Chancen, dass Du über kurz oder lang einen Verlag findest, der genau das sucht, was Du anbietest. Und natürlich ist hoffentlich davon auszugehen, dass Dein literarischer Text eine gewisse Mindestqualität erfüllt. ;-)

19.01.2022

Wie und wo findet man gute Bücher?

Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Stets ist meine Antwort: Es kommt darauf an. Zuerst auf Dich als Leser bzw. als Leserin, auf das Thema und auf den Zweck Deines Lesens. Liest Du Belletristik, Sachbücher oder beides? Bist Du bereits mit einfachen unterhaltsamen Geschichten zufrieden oder wünschst Du Dir eine knifflige Handlung, eine unkonventionelle Erzählperspektive oder eine besondere sprachliche Gestaltung? Möchtest Du intellektuell gefordert werden? Wie viel Vorwissen hast Du auf dem jeweiligen Themengebiet? Je mehr Ahnung Du bereits mitbringst, desto leichter wird es Dir fallen ein Fachbuch zu lesen, wo Dir bereits viele Begriffe bekannt sind. Oder Du startest am Anfang lieber mit einem Buch für Einsteiger, wo Dir das erforderliche Grundwissen näher gebracht wird.

Welche weiteren Kriterien muss ein „gutes Buch“ für Dich erfüllen? Für die eine ist ein gutes Buch an den vordersten Plätzen der Bestseller-Listen zu finden, während es für jemand anderen einen Buch- bzw. Literaturpreis gewonnen haben muss. Eine dritte lässt sich von positiven Bewertungen in Medien oder auf Online-Shops für Bücher beeindrucken (siehe auch den letzten Punkt). Derartige Auswahlkriterien sind immer sehr subjektiv. Somit ist für Dich hoffentlich nachvollziehbar, dass die nachfolgenden Empfehlungen meine subjektive Sichtweise darstellen und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. ;-)

Freundes- und Bekanntenkreis
Es hängt natürlich von den Interessen Deines Umfelds ab, was sie lesen. Viele Menschen freuen sich darüber, wenn sie danach gefragt werden, welche Bücher er oder sie zuletzt gelesen hat und welche weiterempfohlen werden können. Lass Dir von der Person erklären, was sie an diesem Buch besonders beeindruckt oder berührt hat. Bei Sachbüchern ist es sinnvoll nachzufragen, zu welchen Gedanken sie inspiriert wurde, welche Anregungen für sie wertvoll war oder wie sie das Wissen aus dem Buch für sich nutzen konnte.

Stadtbücherei
In Deutschland, in Österreich und in der Schweiz gibt es in jeder größeren Stadt eine örtliche Bücherei. Wer kostengünstige E-Books oder Pauschalpreis-Angebote für Hörbücher gewohnt ist, wird diesen Tipp möglicherweise altmodisch finden, doch viele Büchereien bieten zusätzlich zu gedruckten Büchern auch Zeitschriften, CDs und DVDs sowie ein virtuelles Angebot mit E-Books, Hörbücher zum Streamen und Online Kurse.

Alle dort vorhandenen Medien sind vorausgewählt, müssen also gewisse Mindestkriterien erfüllen. Ein weiterer Vorteil ist der sehr geringe Jahresbeitrag. Innerhalb dieses Jahres kannst Du Dir nach Herzenslust viele Medien ausleihen. Es gibt nur ein Limit dafür, wie viele Bücher gleichzeitig ausgeliehen werden dürfen. Gerade für Genre-Liebhaber ist das eine kostengünstige und umweltfreundliche Alternative, mit der man auch daheim viel Platz sparen kann. So wird beispielsweise ein Krimi selten ein zweites Mal gelesen.

Buchhandel
In der aktuellen Zeit kaufen viele ihre Bücher nur noch online. Meine Empfehlung, ein Buchgeschäft aufzusuchen, klingt möglicherweise ebenso altmodisch wie die Bücherei. In vielen kleinen Buchläden sind jedoch enthusiastische Bücherwürmer tätig, die jede künstliche Intelligenz eines Online-Shops alt aussehen lassen. Die bücherliebenden Eigentümer oder Angestellten haben die Mehrheit der Bücher, die sie verkaufen, selbst gelesen. Somit können sie Bücher vorschlagen, die genau dem entsprechen, was Du Dir vorstellst. Außerdem kannst Du Dir die Bücher vor Ort durchblättern und Dir selbst einen Eindruck verschaffen.

Verlagsangebote
Egal ob es sich um einen großen Verlag mit riesigem Angebot handelt oder einen kleinen Spezialverlag – in jedem seriösen Verlag werden Bücher vor Veröffentlichung genau geprüft. Es muss also dem Programm und den Qualitätskriterien des jeweiligen Verlags entsprechen. Wer so viel liest, wie ich, erkennt sehr schnell den Unterschied zwischen einem hochwertigen Buch oder einem, das besser nicht veröffentlicht worden wäre. Wer auf gute Qualität Wert legt, kauft Bücher von Verlagen, die für ihre hervorragenden Publikationen bekannt sind.

Buchzusammenfassungen
Mittlerweile gibt es Bücher, wo man sich die Zusammenfassungen bekannter Sachbücher ansehen kann. Auch Websites oder Apps bieten dieses Service, dies ist zumeist kostenpflichtig. Neben der schriftlichen Zusammenfassung wird auch eine Hörversion angeboten. Im belletristischen Bereich gibt es schon länger Bücher, wo die wichtigsten Klassiker der deutschsprachigen Literatur oder der Weltliteratur vorgestellt werden. Somit kann man sich sehr schnell einen ersten Eindruck verschaffen.

Seriöse Buchkritik
Buchrezensionen werden in klassischen Medien (Print, Radio, TV), auf Online Medien bzw. mittlerweile auch auf Social Media angeboten. Viele Menschen orientieren sich gerne an den Empfehlungen bekannter Kultur- bzw. Literaturexperten und -expertinnen, die für ihre unabhängigen Rezensionen bekannt sind. Autoren und Autorinnen haben zu diesen Journalisten bzw. Journalistinnen eine Art Hassliebe. Durch ihr Lob können sie die Bekanntheit eines Buchs enorm steigern und damit den Verkauf ankurbeln. Gleichzeitig können sie mit wenigen Worten ein Buch vernichten, sodass es niemand mehr kaufen will.

Vorsicht vor Pseudo-Rezensionen
Es ist ein offenes Geheimnis, dass nicht alle Medien so unabhängig sind, wie sie das vordergründig behaupten. Bei manchen klassischen Medien weiß man, dass man durch das Schalten von Inseraten Teile des Inhalts (mit)bestimmen kann. Wenn also in einem Medium ein Buch begeistert vorgestellt wird und „zufällig“ findest Du auf der Website einen Werbebanner oder in einem Magazin ein paar Seiten weiter ein Inserat dieses Verlags oder dieses Buchs, dann ist Vorsicht geboten. 
Von den Kundenbewertungen gewisser Online-Shops weiß man, dass diese teilweise gekauft sein könnten. Prüfe also vorab unbedingt, wie vertrauenswürdig der/die jeweilige/r Rezensent/in ist. Falls es vom Buch ein E-Book gibt, nutze die Möglichkeit, Dir eine Leseprobe runterzuladen, um Dir selbst einen ersten Eindruck vom Buch zu verschaffen.

Ich hoffe, Du hast hier einige Anregungen gefunden, wie Du in Zukunft einfacher eine Auswahl treffen und die für Dich guten Bücher finden kannst.

12.01.2022

Die ethische Verantwortung von Autoren und Autorinnen

Die letzten zwei Jahrzehnte haben eine deutliche Veränderung der Bewusstheit zur gesellschaftlichen Verantwortung gebracht. Während meiner Schulzeit war Mülltrennung noch für niemand ein Thema. Selbst im Jahr 2004, als ich beruflich in den Non-Profit-Sektor gewechselt bin, war Nachhaltigkeit für die Mehrheit der Menschen unbekannt oder wurde abgelehnt. Man verband das automatisch mit dem damals typischen Hippie-Kleidungsstil, also mit Jesus-Latschen, Jutetaschen und selbstgestrickten Pullis. Das wirkte auf viele Menschen wirklichkeitsfremd und rückständig. In einer fortschrittsgläubigen Welt am Beginn des neuen Jahrtausends hat das die breite Mehrheit der Menschen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz noch kaum interessiert. 

Dementsprechend waren seinerzeit auch die meisten Unternehmen nicht an Corporate Social Responsibility interessiert. Sprach man sie darauf an wollten sie nichts davon wissen. Sie beriefen sich darauf, dass sie ohnedies geltende gesetzliche Regelungen einhielten. Obwohl sie es eigentlich besser hätten wissen müssen, weil bereits im Jahr 1992 bei einer Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro das Vorsorgeprinzip formuliert wurde. 

Beim Vorsorgeprinzip geht es darum, negative Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt von vornherein zu vermeiden, selbst wenn es dazu noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise gibt. Seit dem Jahr 2000 gibt es auch eine Mitteilung der EU-Kommission zur Anwendbarkeit des Vorsorgeprinzips. Kritiker des Vorsorgeprinzips argumentieren, dass dieses Prinzip wirtschaftsfeindlich ist und dadurch jegliches Wirtschaftswachstum verhindert wird. 

Mittlerweile hat sich jedoch die Sichtweise geändert. Nachhaltig zu denken ist schon lange kein Spleen von zurückgebliebenen Spinnern, sondern eine Notwendigkeit. Damals wurde schon verlautbart, dass es darum geht, künftigen Generationen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Und heute setzen sich diese genau dafür ein. Für große Unternehmen ist ein integrierter Geschäftsbericht selbstverständlich geworden, wo auch über die nicht-finanziellen Kennzahlen berichtet wird. Immer mehr kleine und mittelgroße Unternehmen übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und beginnen über ihre Maßnahmen nach außen zu berichten.  

Autoren und Autorinnen sind natürlich kein Großkonzern. Trotzdem erscheint es mir als erforderlich, die Kolleginnen und Kollegen dazu aufzurufen, sich über ihre gesellschaftlichen Auswirkungen bewusst zu werden und natürlich auch im Sinne des Vorsorgeprinzips damit zu beginnen, sich Gedanken zu machen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. 

Auch wenn es mittlerweile viele andere Nachhaltigkeits-Standards (z. B. Gemeinwohlökonomie) gibt, möchte ich dies am Beispiel der ISO 26000 (Leitfaden für gesellschaftliche Verantwortung) illustrieren, weil ich auch in meiner Master Thesis dazu gearbeitet habe. 

Mit den folgenden Fragen könnten sich Autoren und Autorinnen beschäftigen:
  • Berichte ich über meine Entscheidungen und Aktivitäten auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt, beispielsweise auf meiner Website?
  • Wie viel Transparenz biete ich in Bezug auf Zweck, Art und Standort meiner Aktivitäten?
  • Gibt es Normen und Kriterien, an denen ich mich orientiere, um meiner gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen?
  • Habe ich meine Anspruchsgruppen identifiziert, ausgewählt? Wenn ja: Wie werden diese eingebunden?
  • Kommuniziere ich meine ethischen Grundwerte und Grundsätze nach außen?
  • Ist mir bewusst, welche Auswirkungen meine Entscheidungen und Auswirkungen auf verschiedene Anspruchsgruppen, auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und auf die Umwelt haben? Achte ich auf die Interessen unterschiedlicher Anspruchsgruppen?
  • Achte ich bei dem, was ich mache, auf die Einhaltung von Recht und Gesetz? Kommt das in dem, was ich schreibe, zum Ausdruck?
  • Achte ich auf die Einhaltung internationaler Verhaltensstandards?
  • Werden bei dem, was ich mache, Menschenrechte eingehalten?
  • Welche Arbeitspraktiken kommen zum Einsatz?
  • Gibt es bei mir faire Betriebs- und Geschäftspraxis?
  • Wie wichtig sind mir Anliegen von Lesern und Leserinnen?
  • Achte ich auf die Einhaltung von Umwelt-Standards?
  • Welche Aktivitäten zur Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft, die mich umgibt, trage ich bei?
Mir ist bewusst, dass sich die meisten Kollegen und Kolleginnen noch nie diese Fragen gestellt haben und diese somit vermutlich auch nicht ad hoc beantworten könnten. Somit ist dies als Einladung zu verstehen, sich Schritt für Schritt näher damit zu beschäftigen.




05.01.2022

Pseudonym oder Realname als Autor/in

In diesem Blogeintrag geht es darum, ob und wann die Verwendung eines Pseudonyms sinnvoll ist. Ein Pseudonym ist ein Künstlername, also eine Erfindung. Um fiktionale Geschichten zu schreiben sind unterschiedliche Figuren erforderlich, die alle einen Namen benötigen. Wenn man sich schon Namen für seine Romane ausdenkt, warum nicht einen Künstlernamen für sich selbst?

Es gibt viele berühmte Schriftsteller, die Pseudonyme verwendet haben, wie beispielsweise Novalis (Georg Philipp Friedrich von Hardenberg), Voltaire (François-Marie Arouet), Paul Celan (Paul Antschel) oder auch die Schriftstellerin George Sand (Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil). Von Stephen King ist bekannt, dass er verschiedene Pseudonyme verwendet hat wie Richard Bachman und John Swithen.

Als ich meine erste Kurzgeschichte veröffentlichen sollte, war ich in einem Beruf tätig, wo ich häufig in der Öffentlichkeit stand. Außerdem hätte es mich gestört, mich aufgrund meines Berufs künstlerisch einschränken zu müssen, falls ich irgendwann einmal eine Geschichte schreiben wollte, die nicht mit meinem Beruf kompatibel war. Das hatte mich am meisten dazu motiviert, einen Künstlernamen zu bevorzugen. Auch einer meiner Autorenkollegen der damaligen Zeit wählte für sich ein Pseudonym, ebenfalls aus beruflichen Gründen.

In manchen Fällen gibt es marketingstrategische Gründe, warum Autoren Künstlernamen verwenden. Der bürgerliche Name klingt nicht so interessant oder passt nicht so gut zum Genre. Man weiß auch, dass Bücher von männlichen Verfassern bei den Lesenden, die vorwiegend Frauen sind, beliebter sind als von Autorinnen. Dies hat in der Vergangenheit Schriftstellerinnen dazu motiviert, sich einen männlichen Künstlernamen zuzulegen. Auch mein Pseudonym war so gewählt, dass man nicht genau wusste, ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelt.

In meinem Fall sind sämtliche Kurzgeschichten unter meinem Künstlernamen erschienen. Erst bei der Veröffentlichung meines Romans habe ich mich auf Empfehlung meiner Autorenkollegen für meinen bürgerlichen Namen entschieden. Vielleicht werde ich wieder unter meinem alten Künstlernamen etwas veröffentlichen oder ein neues Pseudonym erfinden, wer weiß?

Welche Vorteile hat ein Pseudonym? Es bietet Dir eine Art Narrenfreiheit, weil Du – selbst wenn Du Geschichten veröffentlichst – nicht sofort von jedermann erkannt wirst. Gerade das ist für Deine kreative und sprachliche Entwicklung ein großer Vorteil. Kritik (be)trifft nicht Dich als Person, sondern nur Dein künstlerisches Alter Ego. Kritisiert zu werden ist für eine sensible Künstlernatur nie angenehm, doch mit dem Pseudonym hältst Du das einigermaßen aus. Außerdem kannst Du Dein Pseudonym auf die Art von fiktionalen Texten anpassen, die Du zu veröffentlichen gedenkst.

Welche Nachteile hat ein Pseudonym? Du kannst – vor allem in Zeiten von Social Media – Deinen bürgerlichen Namen nicht mehr so leicht verbergen. Dieser wird wahrscheinlich schnell entdeckt werden. Und das kann Dir unter Umständen Schwierigkeiten bereiten, wenn das, was Du schreibst, mit Deinem Beruf nicht kompatibel ist. Ebenso könnte es später schwierig werden, wenn Du – so wie ich – wieder unter realem Namen veröffentlichen willst und dann womöglich keinen Verlag findest, weil der Verlag ja nicht weiß, dass Du und Dein Pseudonym identisch sind. Es könnte auch sein, dass Du viel zu lange zögerst etwas unter Deinem Realnamen zu veröffentlichen, weil Du Angst vor Kritik hast.

Wie sollst Du Dich als angehende Autorin, als angehender Autor entscheiden? Eine klare Empfehlung gibt es hier nicht. Es hängt sehr von Deiner Persönlichkeit sowie von der individuellen Situation ab. Lass Dich am besten von den Autoren des Genres, wo Du künftig veröffentlichen möchtest, inspirieren oder auch von jemandem mit Erfahrung beraten.

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