24.09.2022

Alltagshürden gekonnt überspringen

Im Herbst beginnt nicht nur für Kinder wieder die Schule, auch für Erwachsene scheint die vergnügliche Leichtigkeit des Sommers vorbei zu sein. Der Alltag ist zurück. Kaum sind sie wieder im täglichen Trott, stellen sich viele Menschen die Frage: Warum kann es nicht das ganze Jahr über so entspannt wie in den Ferien sein? 

In diesem Blogbeitrag lernst Du einige Anregungen kennen, wie Dich Schreiben dabei unterstützen kann, Alltagshürden gekonnt zu überspringen oder zu beseitigen, um schrittweise mehr Freude im Alltag zu empfinden. 

Unpassende Gewohnheiten oder Aufgaben loswerden
Gewohnheiten haben den Vorteil, dass sie wenig Aufmerksamkeit kosten. Was in der Vergangenheit angenehm, hilfreich oder nützlich war, kann einige Wochen, Monate oder Jahre später genau das Gegenteil sein, wenn sich Dein Leben mittlerweile verändert hat. Eine ursprünglich lieb gewonnene Aufgabe oder Aktivität, aus der mittlerweile eine Gewohnheit geworden ist, könnte eventuell gar nicht mehr zu Dir passen.
Unter Umständen hast Du mittlerweile völlig andere Interessen. Die positive Wirkung ist längst vorbei und diese Gewohnheit ist nur noch eine Last. Weil Du Dich Dir selbst oder anderen gegenüber verpflichtet fühlst, kommt womöglich noch das schlechte Gewissen hinzu. Oder Du hast Dich schon so sehr an diese Aufgabe gewöhnt, dass Du noch gar nicht mehr auf die Idee kommst, sie infrage zu stellen. Deshalb könnte es sinnvoll sein, Dir gelegentlich die folgenden Fragen schriftlich zu beantworten:  

  • Welche Aufgaben mache ich nur aus Gewohnheit, obwohl sie nicht mehr zu mir und zu meinem Leben passen?
  • Welche Gewohnheiten muss ich verändern, damit sie besser meine aktuellen Bedürfnisse und Wünsche erfüllen?
  • Welche Gewohnheiten sind störend, hinderlich oder unpassend, sodass ich sie weglassen kann?
  • Welche Aufgaben, die mir überhaupt keine Freude (mehr) machen, erledige ich, um anderen einen Gefallen zu tun? 
  • Welche Bedeutung haben diese Menschen aktuell für mein Leben? 
  • Bei welchen Gewohnheiten ist es unabdingbar, dass ich sie (weiter) mache? 
  • Welche Folgen hätte es, wenn ich die Aktivitäten nicht mehr selbst mache, sondern sie auf andere übertrage? 
  • Würde es meine Lebensqualität und/oder die Lebensqualität der wichtigsten Menschen in meinem Leben verbessern?
  • Gibt es Möglichkeit und ist es für mich ethisch vertretbar, ungeliebte, jedoch dringende und wichtige Routine-Aufgaben oder Aktivitäten auf andere zu übertragen oder an andere zu übergeben?

Negative Gedanken im Alltag
Der bekannte Psychologe und Begründer der positiven Psychologie Martin Seligman nennt es das „katastrophische Gehirn“. Aufgrund unserer evolutionären Entwicklung neigen wir Menschen zum negativen Denken. Allzu großer Optimismus hätte unseren Vorfahren keine Vorteile gebracht, sondern aufgrund des Leichtsinns vielleicht sogar lebensbedrohliche Situationen verursacht. Es haben nur jene überlebt, die aufmerksam waren und sich nicht mutwillig unnötigen Gefahren ausgesetzt haben. Und dieses Verhalten haben wir von ihnen geerbt. 

Dieses vorsichtige und bisweilen sogar negative Denken hat sich bis heute erhalten. Es hat leider den Nachteil, dass wir uns in allen möglichen Situationen vieles schlechtreden. Gelegentlich tauchen Gedanken auf, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben. Manchmal ängstigen wir uns übermäßig in neuen oder unbekannten Situationen. Das kann dazu führen, dass Leute irrationale Ängste haben, wie beispielsweise vor fremden Menschen zu sprechen. 

Um zu ergründen, ob vielleicht auch Du dazu neigst, könntest Du Dir (idealerweise schriftlich) die folgenden Fragen beantworten:

  • Empfinde ich meinen Alltag als negativ, anstrengend oder mühsam?
  • Welche Sichtweise haben Personen meines Vertrauens, die meine Situation betrachten?
  • Kenne ich Menschen, die in einer ähnlichen Lebenssituation wie ich sind und die damit anders umgehen? Was machen sie anders? 
  • Was kann ich eventuell von ihnen lernen und für mich übernehmen und auf mein Leben hin anpassen?
  • Was könnte ich jetzt tun, um meine Einschätzung positiv zu verändern? Gibt es etwas (anderes), das ich jetzt tun könnte, das meinen Alltag sofort verbessern würde?

Wann denkst Du worüber nach?
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman erklärt in seinem bekannten Buch „Schnelles Denken – langsames Denken“, dass unser Gehirn evolutionär bedingt dazu neigt, Energie zu sparen. In diesem „Energiespar“-Modus ist es optimal darin, schnell intuitive Antworten liefern. Dieses „schnelle Denken“ hilft hauptsächlich beim Finden kreativer Ideen, bei Entscheidungen, wo vorwiegend das Bauchgefühl oder bisherige Erfahrungen zählen und natürlich auch bei Routine-Aufgaben. Für wohldurchdachte Analysen, die von unserem Gehirn mehr Zeit und Energie erfordern, ist das schnelle Denken ungeeignet. Dies leistet nur das „langsame Denken“. 

Aufschreiben unterstützt Dich bei beiden Arten des Denkens: Indem Du Dir Deine spontanen, intuitiven Ideen notierst, geraten Deine schlauen, kreativen Einfälle nicht in Vergessenheit. Für tiefgründige und zeitaufwändige Analysen ist die Schriftform ebenfalls vorteilhaft, weil Du jederzeit eine Pause einlegen und sie zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen kannst. 

Beachte dabei, dass es für alle Aufgaben den richtigen Zeitpunkt gibt. Dieser wird von der Chronobiologie Deines Körpers bestimmt. Wie Du in meinem Blogbeitrag „Zum richtigen Zeitpunkt kreativ sein“ nachlesen kannst, steuert Dein individueller circadianer Rhythmus, zu welcher Tageszeit Du besser kreative Ideen entwickelst, wann ein günstiger Zeitpunkt für körperliche Aktivitäten ist und wann Dir konzentrierte, tiefgründige Denkanalysen leichter fallen. Beantworte Dir daher schriftlich die folgenden Fragen:

  • Könnte es sein, dass mir diese Aufgabe zu einer anderen Tageszeit mehr Freude bereitet?
  • Wann könnte der beste Zeitpunkt für diese Aufgabe sein? 
  • Ist morgens, am Vormittag, zu Mittag, am Nachmittag oder am Abend besser dafür geeignet?
Dich selbst überlisten
Wenn Du die zuvor genutzten Schreibübungen angewandt und deren Ergebnis auch umgesetzt hast, bist Du möglicherweise einige Aufgaben oder Gewohnheiten los geworden, die nicht mehr zu Dir gepasst haben. 
Falls noch einige ungeliebte Aufgaben übrig geblieben sind, könntest Du Dir darüber Gedanken machen, wie Du Dich von der Notwendigkeit dieser Aufgaben überzeugen könntest:
  • Welche Vorteile bringt es mir, wenn ich diese (Routine-)Aufgabe erledige?
  • Was kann ich machen, um diese Aufgabe so umzugestalten, dass sie so angenehm wie möglich wird?
  • Gibt es etwas, womit ich mich belohnen kann, wenn ich diese Aufgabe durchgeführt habe?

Ich hoffe, es waren für Dich einige nützliche Anregungen dabei, die Du sofort oder später für Dich umsetzen kannst. 

03.09.2022

Neben der Spur

Kennst Du Phasen in Deinem Leben, wo Du das Gefühl hast nicht mehr Du selbst zu sein? Wo Du Dinge machst, die Dir langfristig gesehen mehr schaden als bringen? Einer der Gründe dafür könnte damit zu tun haben, dass Du zu empathisch bist. 

Zu empathisch? Geht das überhaupt? Überall hören, sehen und lesen wir, dass wir eine rücksichtslose Gesellschaft geworden sind. Laut diesen Berichten gibt es immer mehr Ich-zentrierte Menschen, die skrupellos sind und über Leichen gehen. Dort wird Empathie als „der“ Schlüssel zum beruflichen wie zum privaten Erfolg gefeiert. 

Empathie, also die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, ist für jeden Kontakt mit anderen Menschen grundsätzlich von Vorteil. Empathie sorgt dafür, dass Du Dein Gegenüber viel besser verstehen kannst. Das benötigst Du sowohl im Beruf, im Business als auch in Deiner Partnerschaft, in Deiner Familie oder mit Freunden und Freundinnen.

Leider weist niemand in diesen Berichten darauf hin, dass Du selbst eine so wichtige Fähigkeit wie Empathie übertreiben kannst. Denn auch Empathie hat eine Schattenseite, wenn Du es nämlich damit übertreibst. Mal angenommen, Du hörst nur noch auf andere, spürst nur noch andere, achtest nur noch auf die Bedürfnisse aller anderen – was ist dann mit Dir? Wie viel bleibt dann noch für Dich? 

Es tut mir an der Stelle sehr leid für alle Menschen mit Helfersyndrom. Das sind nämlich all jene, die herumlaufen und allen anderen einreden, sie müssten ständig für alle anderen da sein. Wer nicht so denkt und handelt, kriegt automatisch ein schlechtes Gewissen eingepflanzt, denn – laut den Rettern mit Helfersyndrom – ist man dann ein böser und rücksichtsloser Egoist oder gar Narzisst. Doch ihr vermeintlich positiv wirkendes Lebenskonzept ist enttäuschenderweise überhaupt nicht nachhaltig. 

Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir nur so viel entnehmen, wie natürlich zur Verfügung steht. Den Begriff hat übrigens seinerzeit Hans Carl von Carlowitz erstmals geprägt. Da ging es darum, dass man aus einem Wald nicht mehr Holz entnehmen soll, als natürlich nachwächst – alles andere ist nicht nachhaltig.

In der Wirtschaft käme niemand auf die Idee, ein Unternehmen so zu führen, dass es langfristig mehr Geld ausgibt als es einnimmt. Jeder mit halbwegs wirtschaftlicher Bildung weiß, dass dies über kurz oder lang einen Konkurs zur Folge hat.

Was diese „Retter“ leider nicht wahrhaben wollen ist, dass auch wir Menschen nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung haben: einerseits unsere (Lebens-)Zeit und andererseits unsere (Lebens-)Energie. Beides steht uns nicht unendlich zur Verfügung. 

Wer sich also hauptsächlich um die Bedürfnisse aller anderen kümmert und dabei sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt, wird unweigerlich den Preis dafür zahlen müssen. Das könnten der Verlust der eigenen Identität oder eventuell auch längerfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen sein, wenn man sich selbst gar keine Ruhe und Erholung gönnt. 

Viele Frauen und Mütter kümmern sich liebevoll um andere Familienmitglieder, pflegen und hegen Wohnung, Haus, Garten. Manchmal vergehen Jahre bis Jahrzehnte, bis diesen Frauen bewusst wird, dass sie dabei auf sich selbst vergessen und – ähnlich wie bei Abholzungen im Regenwald – Raubbau an sich selbst betrieben haben. 

In helfenden Berufen ist die Gefahr sehr groß, sich für andere aufzuopfern. Wer im Sozialbereich engagiert ist, lernt üblicherweise im Zuge seiner Aus- und Fortbildungen Maßnahmen zum Ausgleich von Stress und zur Vermeidung von Burn-out. Diese Profis wissen in der Regel, wie wichtig es ist, sich regelmäßige Auszeiten für sich selbst und für seine Erholung zu gönnen. 

Auch manche Kreative, die in der Lage sind, feinste Schwingungen wahrzunehmen und sie als Inspiration für ihre Werke zu nutzen, verlieren manchmal das Gefühl für sich selbst. Eben weil es ihnen so leicht gelingt, in die Schuhe einer anderen Person zu schlüpfen. 

Um all die negativen Auswirkungen von übertriebener und ungesunder Empathie von vornherein zu vermeiden und die Balance zwischen Deinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen aller anderen im Auge behalten, empfehle ich Dir Selbstbeobachtung durch Schreiben. 

Selbstbeobachtung durch Schreiben ermöglicht Dir, Deine eigene Wahrnehmung, Deine Empfindungen und das Feedback der Dich umgebenden Menschen auf Dein Verhalten zu reflektieren. Während des Aufschreibens geschieht nämlich ein kleines Wunder: Durch das Denken auf Papier tauchen plötzlich zusätzliche Perspektiven auf, die beim reinen Nachdenken nie entstanden wären. 

Für die Beobachtung der Balance zwischen Deinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der anderen empfehle ich Dir, die nachfolgenden Fragen schriftlich zu beantworten. 

Hier sind nun die Fragen:

  1. Was habe ich für andere gemacht? Was habe ich anderen Gutes getan? Wie haben sie darauf reagiert?
  2. Was habe ich für mich gemacht? Was habe ich für mein Leben getan? Wie habe ich mich dadurch gefühlt?
  3. Welchen Zusammenhang konnte ich erkennen? Was hat sich dadurch für mich verändert?

Du kannst Dir diese Fragen entweder anlassbezogen beantworten oder Du beantwortest sie von nun ab regelmäßig: ein Mal pro Woche, alle zwei Wochen, ein Mal pro Monat, ein Mal pro Quartal oder ein Mal pro Jahr – je nachdem, wie das zu Deinem Leben am besten passt. Die Wiederholung hat den Vorteil, dass Du dadurch genauer beobachten kannst, ob sich etwas im Laufe der Zeit verändert.

Zu Selbstbeobachtung und zu Feedback gibt es auch auf meinem YouTube-Kanal mehrere Videos. Schau gerne dort vorbei und lass Dich von den Schreibtechniken inspirieren.



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