30.03.2022

Was Dir Menschenkenntnis bringt

Wusstest Du, dass soziale Beziehungen für das Glücksempfinden von Menschen am wichtigsten sind? Das haben sowohl Literaturrecherchen als auch qualitative Interviews mit verschiedenen (auch international tätigen) Glücksforschern und Glücksforscherinnen im Zuge meiner Masterarbeit ergeben. 

Mit sozialen Beziehungen sind die Menschen in Deinem unmittelbaren Umfeld gemeint. Das sind Partner/in, Familienangehörige, Freunde und Freundinnen und natürlich alle Menschen, mit denen Du beruflich zu tun hast. 

Angesichts dieser Erkenntnisse ist es kein Luxus, sich damit zu beschäftigen, warum manche Menschen so und andere völlig anders sind. Je genauer Du das weißt, desto besser kommst Du mit anderen zurecht. Diese Kenntnisse sind somit kein Luxus, sondern ein wichtiger Schlüssel für ein glückliches Leben.

Umso wichtiger sind sie, wenn Du schreibst. Erst wenn Dir klar ist, wie Menschen sind kannst Du spannende und tiefgründige Figuren entwickeln, die Deine Geschichte einzigartig und lesenswert machen. 

Ähnliches gilt für Dich, wenn Du Sachtexte veröffentlichst. Sobald Du für andere Menschen schreibst, sind Deine Leser und Leserinnen wichtig. Wie sollte ein Text verfasst sein, der für sie ansprechend und leicht verständlich ist?

Sobald Du Beiträge in Social Media teilst oder E-Mails sowie Messenger-Nachrichten schreibst, werden diese nur dann ihr Ziel erreichen, wenn Du den/die potenzielle Leser/in kennst oder Dich mit ihm oder mit ihr davor beschäftigt hast. Was ist für den/die Empfänger/in Deiner Botschaft relevant?

Und wenn Du „nur“ für Dich schreibst? Schreiben kann Dich dabei unterstützen, Dich schrittweise selbst besser kennenzulernen. Auf meinem YouTube-Kanal gibt es eine Playlist, mit Schreibtipps zur Selbstbeobachtung. Dort gibt es auch eine Playlist zu sozialen Beziehungen, wo künftig weitere Videos zu diesem Thema entstehen werden. 

Dich mit Dir und mit anderen Menschen zu beschäftigen ist lohnenswert. Gerade in den letzten Jahren haben sich spannende neue wissenschaftliche Erkenntnisse gezeigt, die Du für Dich und Dein Schreiben nutzen kannst. 

23.03.2022

Wer braucht Bibliotheken?

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat ein Smartphone mit mobilem Internet. Wissen ist heute auch online verfügbar, daher stellen sich manche die Frage, wozu man heutzutage noch Bibliotheken braucht. 

In einer Bibliothek oder Bücherei werden unterschiedliche Medien gesammelt und den Nutzern und Nutzerinnen gegen eine sehr geringe Gebühr zur Verfügung gestellt. Dies können Bücher, Zeitschriften oder andere Medien wie CDs, DVDs oder Spiele sein. 

Etliche Büchereien bieten auch ein virtuelles Angebot, wo man sich E-Books oder Hörbücher ausleihen kann. Außerdem gibt es bei manchen virtuellen Büchereien einen Zugang zu Online-Kursen. Je nach Größe der Bibliothek gibt es auch fremdsprachige Medien.

Träger von Bibliotheken sind neben Universitäten, wissenschaftlichen Instituten oder der Kirche die jeweiligen Gemeinden. Der Betrieb einer Bücherei ist in der Regel nicht kostendeckend, sondern wird als Kulturgut gesehen und daher aus dem Budget der jeweiligen Stadt oder Kommune finanziert. 

In einer klassischen Stadtbibliothek zahlt man eine relativ geringe Jahresgebühr (in Wien sind das zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags 32 Euro) und kann sich zu diesem Preis ein Jahr lang so viele Medien ausleihen, wie man möchte. Zumeist gibt es eine Obergrenze, wie viele Medien man zeitgleich ausleihen kann (das sind in Wien aktuell 25 Medien und 10 E-Medien).

Um sich wissenschaftliche Bücher ausleihen zu können, muss man entweder Student/in oder Mitarbeiter/in der jeweiligen Uni sein. Bei manchen kann man sich auch als externe Person Bücher ausleihen. Dies ist manchmal sogar kostenlos, wie beispielsweise an der Universität Wien, andere wissenschaftliche Bibliotheken berechnen für Externe eine geringe Jahresgebühr wie etwa die Wirtschaftsuniversität Wien (aktuell 15 Euro pro Jahr). 

Die Mitgliedschaft in Büchereien ist im Vergleich zu Abo-Systemen von digitalen Anbietern deutlich günstiger. Dies ist hauptsächlich dann praktisch, wenn man Medien für Recherchen benötigt, wenn man Kinder hat oder es im Haushalt mehrere Leute gibt, die sich für unterschiedliche Themen interessieren, wenn man gerne gedruckte Bücher liest und zu Hause nicht so viel Platz hat, ressourcenschonend leben will oder nur ein begrenztes Budget für Bücher zur Verfügung hat.

Für mich wäre ein Leben ohne Bibliotheken nicht vorstellbar, weil ich externe Medien für Recherchen brauche. Abgesehen davon finde ich das Ambiente einer Bücherei toll und ich habe dort schon zufällig einige spannende Bücher entdeckt, die ich mir hinterher gekauft habe. Vielleicht kann Dich dieser Beitrag dazu anregen, Dich über das Bücherei-Angebot in Deiner Region zu informieren, es lohnt sich!

16.03.2022

Sind Bücher teuer?

Nachdem immer mehr Bücher online gekauft werden, sind viele der Ansicht, dass die Buchpreisbindung im deutschsprachigen Markt abgeschafft gehört. Häufig wird argumentiert, dass es in vielen anderen Ländern, wie beispielsweise in der Schweiz oder im englischsprachigen Raum, keine derartigen Regelungen gibt. Eine Preisbindung sei in Zeiten wie diesen nicht mehr angebracht, weil sie den Wettbewerb verzerre, sagen die Gegner und Gegnerinnen. 

Die Befürworter und Befürworterinnen der Buchpreisbindung sind hingegen der Ansicht, dass ein einheitlicher Preis von Büchern dazu führt, dass diese als Kulturgut erhalten bleiben. Verlage könnten dadurch nicht nur Unterhaltungs- und Trivialliteratur anbieten, sondern auch Hochliteratur. Da letztere nur in kleinerer Stückzahl gedruckt wird, erfolgt die Querfinanzierung durch den Verkauf höherer Stückzahlen bei Bestsellern.

Ein klassisches Hardcover-Buch (Roman oder Fachbuch) kostet zumeist 20 Euro. Für Fachbücher oder wissenschaftliche Lektüre ist deutlich mehr üblich. Das können mitunter 40 Euro oder mehr sein, weil diese auch in niedrigeren Stückzahlen produziert werden. Als Autor oder Autorin erhältst Du nur rund 10 % des Preises, der Verlag bekommt ca. 40 % und an den Buchhandel fallen etwa 50 %. 

Autoren und Autorinnen benötigen viele Wochen oder Monate, um ihre Werke fertigzustellen. Das ist nur dann lukrativ, wenn man am laufenden Band Bestseller produziert. Nehmen wir an, Du schreibst innerhalb eines Jahres einen hervorragenden Krimi mit 300 Seiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Verlag Dein Manuskript kauft, die Produktion und den Druck einer großen Stückzahl vorfinanziert und zusätzlich eine größere Summe in die Vermarktung Deines Buchs steckt, ist eher unwahrscheinlich. 

Denn die meisten Verlage setzen bei hohen Auflagen auf bekannte Namen. Bei einem Taschenbuch, das um rund 10 Euro verkauft wird, sind zumeist keine allzu großen Experimente möglich. Mal abgesehen davon steht jedes Buch eines Newcomers in Konkurrenz zu bekannten Krimi-Autoren. Sie haben bereits eine Fan-Gemeinde, die sehnsüchtig auf ein weiteres Buch ihres Lieblings warten. Neulinge haben also nur wenig Chancen am Markt. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie es etwa bei den Krimis von Stieg Larsson der Fall war, dessen Millennium-Trilogie leider erst posthum veröffentlicht wurde.

Um vielleicht auch einmal dem Nachwuchs eine Chance zu geben und beim Buchkauf garantiert die richtige Wahl zu treffen, empfehle ich Dir den Besuch eines kleinen Buchladens. Im Gegensatz zu den großen Ketten, die manches Mal nur studentische Aushilfskräfte beschäftigen, arbeiten dort Menschen, die oft seit vielen Jahren selbst begeisterte Leser und Leserinnen sind. Wenn Du ihnen sagst, was Du gerne liest und wofür Du Dich interessierst, können sie Dir sofort sagen, welche Lektüre für Dich geeignet wäre. So habe ich auch schon öfters neue Entdeckungen gemacht. 

Ein Buch zu lesen, ist in der Regel ein viel längeres Vergnügen als wenn Du Dir etwa einen Kinofilm anschaust. Selbst bei einem 300 Seiten-Krimi bist Du viel länger beschäftigt. Je nach Lesegeschwindigkeit sind das etwa 5 bis 6 Stunden, bei Büchern mit größerer Seitenzahl auch entsprechend mehr Stunden. Mal abgesehen davon bietet Lesen viele weitere Vorteile

Einen bedeutungsvollen Punkt habe ich bislang noch nicht angesprochen: Sowohl Romane als auch Sach- und Fachbücher können lebensverändernd wirken. Im Gespräch mit anderen begeisterten Lesern und Leserinnen haben mir viele bestätigt, dass sie in ihrer Vergangenheit die Erfahrungen gemacht haben, dass Bücher ihr Leben radikal verändert haben. Das bedeutet, dass die Lektüre gewisser Bücher sowohl ihr als auch mein Leben in eine sehr positive Richtung gelenkt hat. 

Wenn man unter diesem Gesichtspunkt die Kosten von Büchern mit anderen Aktivitäten vergleicht, die ebenfalls eine lebensverändernde Wirkung haben, sind die durchschnittlich 20 Euro für ein Buch ein Dumpingpreis. Bücher sind viel zu billig und werden in ihrem Wert, den sie Menschen schenken können, völlig falsch eingeschätzt. Es würde mich freuen, wenn dieser Blogbeitrag ein wenig dazu beigetragen hat, das Bewusstsein dafür zu schaffen.

09.03.2022

Was ist ein Lesekreis?

Seit 7. März 2022 leite ich an der VHS Donaustadt in Wien den „Literarischen Salon“, wo wir sowohl literarische Klassiker als auch Neuerscheinungen besprechen. Eine meiner ersten Fragen an die Teilnehmenden war, was sie dazu bewogen hat, sich dazu anzumelden. Ihre Antwort war, dass sie sich vor allem gerne mit anderen über die gelesene Literatur austauschen möchten.

Sie sind damit nicht alleine, denn Literatur- oder Lesekreise werden immer beliebter. Kerstin Hämke leitet nicht nur die größte Community zu Lese- und Literaturkreisen, sondern hat auch den Ratgeber „Ein gutes Buch kommt selten allein – Das große Lesekreis-Handbuch“ geschrieben. Auf der Website als auch im Buch stellt sie viele praktische Tipps für Anfänger und Anfängerinnen vor, um selbst einen eigenen Lesekreis zu starten. 

An dieser Stelle findest Du meine persönlichen Erfahrungen und Tipps, da ich mich bei verschiedenen Schreibkursen sowie anderen Ausbildungen regelmäßig mit anderen Menschen über Bücher und andere Lektüre ausgetauscht habe.

Solltest Du darüber nachdenken, an einem Literaturkreis teilzunehmen, solltest Du bereits umfangreiche Leseerfahrung mitbringen: Das heißt, schon viele unterschiedliche Bücher gelesen haben und Aufgeschlossenheit für andere Genres, unterschiedliche Autoren und Autorinnen, Themen oder Stile mitbringen, da es gerade bei fiktionalen Büchern sehr große Unterschiede gibt. Gleiches gilt für einen Lesekreis, wo Sachbücher besprochen werden.

Du kannst natürlich auch in Deinem Umfeld einen Lesekreis organisieren. Ihr vereinbart Euch, welche Lektüre gemeinsam gelesen werden soll und wann Ihr Euch darüber austauschen werdet. Üblicherweise liest jede/r liest das Buch zu Hause. Alternativ könntet Ihr das Buch auch gemeinsam lesen, indem abwechselnd eine/r von Euch vorliest. 

Macht Euch bereits während des Lesens Notizen. Kennzeichnet Passagen, die Euch besonders gut gefallen oder die Euch überhaupt nicht zusagen, im Buch mit Haftnotizen. Damit findet Ihr sie später einfach wieder. Wenn Ihr Euch bereits zu Hause überlegt, wieso Ihr zu diesen Einschätzungen kommt, fällt der Austausch mit den anderen Lesenden hinterher viel einfacher.

Beim Lesekreis-Treffen ist wesentlich, dass eine Person die Moderation übernimmt und darauf achtet, dass jede/r Lesende zu Wort kommt und seine bzw. ihre Sichtweise zur Lektüre präsentieren kann. Die Fähigkeit, respektvoll mit unterschiedlichen Meinungen umgehen zu können, wird natürlich von allen Teilnehmenden vorausgesetzt. Falls jemand schüchtern oder sehr zurückhaltend ist, sollte die moderierende Person gezielt nach seiner bzw. ihrer Meinung fragen und zu die Person zu einer Äußerung ermuntern. 

Vielleicht kann Dich dieser Blog-Beitrag dazu anregen, selbst an einem Lesekreis teilzunehmen oder einen Literaturkreis ins Leben zu rufen. Falls dies der Fall ist, freue ich mich über eine Nachricht oder Deinen Kommentar.

02.03.2022

Wie unterhaltsam darf Literatur sein?

In der deutschsprachigen Welt werden Bücher in drei Bereiche eingeteilt: Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur. Dies gilt für fiktionale Inhalte, also erfundene Geschichten. Im englischsprachigen Raum wird diese Abgrenzung nicht so stark getroffen. 

Meine These ist, dass dies mit unserer Mentalität zu tun hat. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind wir auf Seriosität, Genauigkeit und Zuverlässigkeit trainiert. In Wien gibt es eine besondere Steigerung: Die weit über die Grenzen bekannt grantigen Kaffeehauskellner, die einem zuerst ignorieren, sich dann irgendwann böse schauend zur Aufnahme der Bestellung herablassen, um dann eine gefühlte Ewigkeit später den natürlich vorzüglichen Kaffee zu servieren, ansonsten würde sich heute niemand mehr diese Tortur gefallen lassen.  

Jeder, der schon einmal die Offenheit, die Herzenswärme und die Freundlichkeit von Menschen aus anderen Teilen der Welt erlebt hat, weiß, wovon ich spreche. Es kommt fast einem Kulturschock gleich, wenn man nach einer längeren Reise wieder nach Hause kommt und sich über das ruppige Service wundert.

Eine ähnliche Empfindung habe ich, wenn ich fremdsprachige Literatur lese. Selbst die sogenannte Hochliteratur empfinde ich als unterhaltsam, spannend oder anderweitig vergnüglich. Solche Bücher zu lesen, ist eine große Freude.

Mit wenigen Ausnahmen wie der verstorbene Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki, der bereits 2001 die Sichtweise vertrat, dass Literatur Spaß machen muss, scheint die zeitgenössische Literaturkritik immer noch der Ansicht zu sein, dass Unterhaltung und anspruchsvolle Literatur inkompatibel sind. Nur selten hört man beispielsweise beim Bachmannpreis unterhaltsame Texte. Dabei ist mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, dass gute Laune weder banal, noch ein Luxus ist, sondern Humor sogar beim Lernen hilft. 

Auch wenn ich mich bei den Fans der deutschsprachigen Hochliteratur an der Stelle unbeliebt mache, vertrete ich die Ansicht, dass auch anspruchsvollere Texte geschrieben werden, um gelesen zu werden. Es wird also Zeit, den Elfenbeinturm der literarischen Ernsthaftigkeit zu verlassen. Sonst könnte es sein, dass irgendwann nur noch Romane von Autoren aus nicht deutschsprachigen Ländern verkauft werden, die deutlich besser auf die Bedürfnisse der Leser und Leserinnen eingehen. 

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