28.10.2023

Das Geheimnis zwischen Kennen und Können

In unserer ständig wachsenden und sich wandelnden Wissensgesellschaft ist das effektive Lernen und Behalten von Informationen unerlässlich geworden. In diesem Blogbeitrag geht es um die Rolle des Schreibens, um neues Wissen zu erwerben, es umzusetzen und langfristig auch beizubehalten.

Früher dachte man, dass sich das menschliche Wissen alle hundert Jahre verdoppelt. Aber mit der Digitalisierung, dem Internet und technologischen Neuerungen wie künstlicher Intelligenz hat sich diese Rate dramatisch erhöht. Schätzungen zufolge verdoppelt sich das Wissen heute bereits alle 12 Monate oder sogar noch schneller.

Gleichzeitig verblasst das neu erlernte Wissen schnell wieder, wenn es nicht regelmäßig angewandt oder wiederholt wird. Hermann Ebbinghaus, ein Pionier der Gedächtnisforschung, hat dieses Phänomen im 19. Jahrhundert untersucht. Er zeigte auf, wie rasch unser Gedächtnis Informationen verliert, wenn sie nicht erneut aufgefrischt werden. Dies illustriert auch die sogenannte Ebbinghaus-Vergessenskurve.

Schematische Darstellung der Ebbinghaus-Vergessenskurve

Das Ansammeln neuen Wissens – das „Kennen“ – ist für eine Vielzahl an Menschen bereits ausreichend. Wenn sie eine Information sehen oder hören, denken sie automatisch: „Das kenne ich bereits, das ist nichts Neues für mich.“ Diese Gedanken sind sehr verständlich, vor allem wenn wir etwas schon länger wissen. 

Allerdings bergen sie die Gefahr, dadurch einen großen Denkfehler zu begehen. Denn unser Gehirn ist aufgrund einer solchen Einstellung automatisch weniger aufmerksam und offen für weitere Informationen. Dadurch entgehen uns womöglich kleine und gleichzeitig wichtige Details, die wir beim ersten Mal gar nicht erkennen konnten, weil wir damals noch gar keinen Bezug zu diesem für uns völlig neuen Thema hatten. 

Die zusätzlichen Informationen könnten jedoch für uns wichtig sein, um das Wissen auf die nächsten Stufen zu bringen. In der Schule hat man uns leider nicht beigebracht, dass wir beim Lernen verschiedene Kompetenzstufen durchlaufen, die von der bloßen Anhäufung dieses Wissen bis hin zur Fähigkeit reichen, es kreativ und in neuem Zusammenhang anzuwenden. 

Erst, wenn Du Dich an dieses Wissen nicht nur passiv erinnerst, sondern es auch verstehst, wirst Du in der Lage sein, es auch in Deinen alltäglichen Handlungen umzusetzen. Deine Umsetzung regelmäßig zu reflektieren wird Dich schrittweise vom „kennen“ zum „können“ bringen. Erst dann wirst Du sein volles Potenzial nutzen können, indem Du es in einem völlig neuem Zusammenhang kreativ einsetzen kannst. 

Ein populäres Modell, das diesen Prozess beschreibt, ist die Taxonomie von Bloom. Es beginnt mit dem reinen „Kennen“, dem Erinnern von Fakten, und steigert sich bis zum „Erschaffen“, dem Kreieren von Neuem auf Basis unseres Wissens. Nur durch das Durchlaufen aller dieser Stufen können wir sicherstellen, dass unser Lernen tiefgreifend und nachhaltig ist. 

Schematische Darstellung von Blooms Taxonomie

Schreiben unterstützt Dich bei diesem Prozess auf jeder Ebene, indem es Dir ermöglicht, Dein Verständnis zu artikulieren, zu reflektieren und zu vertiefen. Somit ist Schreiben wichtig, um neues Wissen zu verstehen, es umzusetzen und später dann, um Dein neues Können nicht nur zu behalten, sondern auch weiter zu verbessern.

Starten wir zuerst beim Erwerb neuen Wissens. Hier unterstützt Dich Schreiben bei Deinem kognitiven Prozess, der Dein Denken, Lernen und Verstehen beeinflusst. Beim Schreiben verarbeitest Du Informationen aktiv, indem Du sie analysierst, organisierst und in eigenen Worten wiedergibst. 

Dieser Prozess fördert das tiefere Verständnis eines Themas. Forschungen zeigen, dass handschriftliches Schreiben im Vergleich zum Tippen auf einer Tastatur zu einer besseren Gedächtnisleistung beiträgt. Schreiben ermöglicht Dir außerdem, Dein Wissen und Verständnis zu reflektieren, Wissenslücken zu identifizieren und diese gezielt zu schließen.

Notizen zu machen, kann auf den ersten Blick einfach erscheinen, doch es sollte nicht bloßes Abschreiben sein. Stattdessen sollte Notieren das Ergebnis aktiven Zuhörens oder Lesens sein, bei dem Du den Inhalt kritisch betrachtest und in eigene Worte fasst. Beim Notieren ist es wichtig, Hauptpunkte von Nebenpunkten zu unterscheiden und die Informationen entsprechend zu strukturieren.

Nach dem Anfertigen Deiner Notizen folgt als nächster Schritt die Auswertung und Organisation Deines neu gewonnenen Wissens. Verbinde verwandte Themen und Konzepte miteinander, um schrittweise daraus Dein persönliches Wissensnetzwerk zu erstellen. Stelle sicher, dass Du immer wieder auf Deine Notizen zurückgreifst. Diese regelmäßige Wiederholung festigt das Gelernte und zeigt, welche Bereiche noch Aufmerksamkeit erfordern.

Zusätzlich ist das regelmäßige Schreiben, etwa in Form von Zusammenfassungen, eine exzellente Methode, um Dein Wissen zu überprüfen. Beim Schreiben musst Du Deine Gedanken strukturieren und logisch darstellen, was das Verständnis weiter vertieft. Lasse Deine Texte auch von anderen lesen. Feedback zeigt Dir, wo Du bereits sicher im Thema bist und wo noch Unklarheiten bestehen. Eine wunderbare Möglichkeit dafür bietet Dir ein Blog, wo Du über Deine neuesten Erkenntnisse schreiben könntest.

Neben der Wissensverankerung hilft das Schreiben außerdem dabei, am jeweiligen Wissen dranzubleiben. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, ein Lerntagebuch oder ein Fortschrittsjournal zu führen? Sie ermöglichen Dir, Deinen Lernweg zu dokumentieren und festzuhalten, welche Fähigkeiten Du bereits erworben hast und welche noch gefestigt werden müssen.  

Dein Fortschrittsjournal könnte Dich auch dabei unterstützen, Deine Fertigkeiten und Fähigkeiten lebendig zu halten und nicht nur das theoretische Wissen zu konservieren, sondern auch das praktische Können zu dokumentieren. Denn Theorie ohne Praxis verblasst mit der Zeit. Dokumentiere alle Beispiele, bei denen Du Dein neues Wissen angewandt hast oder reflektiere schriftlich über Deine Erfahrungen. 

Schreiben ermöglicht Dir dabei, Deine Fähigkeiten ständig zu überdenken und zu aktualisieren. Wenn Du eine neue Technik oder Methode erlernst, schreibe darüber, wie Du sie in der Praxis angewandt hast, welche Herausforderungen Du dabei hattest und wie Du diese überwunden hast. Dies hilft nicht nur, Dein Können zu festigen, sondern auch, es in zukünftigen Situationen effektiver einzusetzen. 

Die höchste Stufe erkennst Du daran, wenn Du in der Lage bist, dieses Wissen kreativ in einem anderem Zusammenhang einzusetzen. Solche Inspirationen tauchen häufig nebenbei und mit einer scheinbaren Leichtigkeit auf, dass Du sie unter Umständen gar nicht bemerkst. Sie könnten plötzlich bei einem Spaziergang, unter der Dusche, bei der Hausarbeit oder auch in einem Gespräch auftauchen. Nachdem solche Ideen sehr flüchtig sind, schreibe sie Dir sofort auf, damit Du sie keinesfalls vergisst.

Du siehst also, dass Schreiben beim Wissenserwerb wichtige Aufgaben erfüllt, damit Du von „Kennen“ zum „Können“ gelangst. Durch aktives, bewusstes und reflektiertes Schreiben wirst Du Dein Know-how nicht nur festigen, sondern auch in echte, anwendbare Fähigkeiten umwandeln, um sie später kreativ in neuem Zusammenhang einsetzen zu können. Du wirst dadurch das neue Wissen langfristig gesehen noch besser für Dich nutzen können.

07.10.2023

Buchhandlungen: Oasen in der Digitalwüste

Heute ist Welttag der Buchhandlungen. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist rund um die Uhr mit Smartphones oder Tablets online. Klassische oder soziale Medien liefern sich permanent ein Wettrennen sinnloser oder reißerischer Nachrichten. Im Gegensatz dazu erfrischen uns Buchhandlungen mit ihrem inspirierenden Wissen und bieten uns entspannende Ruhe. Hier findest Du die wichtigsten Vorteile im Überblick:

1. Der Duft gedruckten Papiers

Falls Du jemals in einer Buchhandlung gestöbert hast, dann weißt Du, was damit gemeint ist. Das Oudeur des Papiers gedruckter Bücher lieben viele Leute. Bildschirme können bekanntlich keine Gerüche übertragen. Damit sind Buchhandlungen die ultimative Aromatherapie aller buchbegeisterten Menschen.

2. Neue Menschen kennenlernen

Hier kannst Du Gleichgesinnte treffen, die Deine Liebe zur Literatur teilen. Du kannst Gespräche über Bücher führen, Empfehlungen austauschen und neue Freundschaften knüpfen. Buchhandlungen sind mehr als nur Orte des Konsums, sie sind lebendige Gemeinschaftszentren.

3. Schneller als Online-Dating

Dating-Apps oder soziale Medien haben den Nachteil, dass Du oft bis zum ersten Date nicht weißt, wie sympathisch Du die andere Person findest. In einer Buchhandlung triffst Du Menschen aus Fleisch und Blut. Zusätzlich hast Du sofort ein gemeinsames Gesprächsthema. Du plauderst entspannt über Bücher und vielleicht findest Du einen literarischen gleich gesinnten Menschen.

4. Abenteuer im Labyrinth der Regale

Buchgeschäfte sind manchmal wie Labyrinthe, voller unbekannter Welten und Geheimnisse. Das Stöbern in den Regalen auf der Suche nach Deinem nächsten literarischen Abenteuer ist ein wenig wie Schatzsuche – nur ohne Karte, dafür aber mit noch mehr Büchern. In Deiner Nähe gibt es garantiert eine Buchhandlung, wo Du selbst auf Entdeckungsreise gehen kannst.

5. Kulturelle Vielfalt

Buchhandlungen beherbergen Bücher aus verschiedenen Epochen, Genres und Kulturen. Gleich, ob Du in die fernen Vergangenheiten eintauchen oder zeitgenössische Literatur erkunden möchtest, in einer Buchhandlung findest Du nicht nur eine große Auswahl, sondern tiefgründiges Wissen, das Du in den digitalen Weiten vergeblich suchen wirst.

6. Lokale Wirtschaft stärken

Indem Du Deine Bücher in einer örtlichen Buchhandlung kaufst, unterstützt Du Deine regionale Wirtschaft und trägst zur Stärkung Deiner Gemeinschaft bei. Buchhandlungen schaffen Arbeitsplätze, fördern das lokale kulturelle Angebot und tragen dazu bei, die Vielfalt des Einzelhandels in deiner Region zu erhalten.

7. Persönliche Empfehlungen holen

Die Menschen, die in Buchhandlungen arbeiten, lesen oft leidenschaftlich gerne. Sie verfügen über umfangreiches Wissen über Bücher und können Dir maßgeschneiderte Empfehlungen basierend auf Deinen Interessen und Vorlieben geben. So kannst Du immer wieder großartige Bücher entdecken, die Du sonst vielleicht übersehen hättest.

8. Schutz vor Kaufreue

Wie oft hast Du online ein Buch gekauft und dann festgestellt, dass es nicht das ist, was Du erwartet hast? Während eine digitale Leseprobe nur einen kleinen Ausschnitt zeigt, kannst Du in einem Buchladen das Buch in die Hand nehmen und hineinlesen. Wie Du bereits unter Punkt 6 erfahren hast, kannst Du sogar jemanden um Rat fragen, bevor Du Dich entscheidest. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Platz im Bücherregal für die wirklich wichtigen Bücher.

9. Perfekt für digital Detox

Manchmal ist es sinnvoll, digitale Bildschirme beiseitezulegen. Buchhandlungen bieten somit die perfekte Flucht aus der Welt elektronischer Medien. Schalte Dein Smartphone aus oder zumindest auf lautlos, genieße die Ruhe und Konzentration, die Du in einer Buchhandlung findest, stöbere durch das Angebot und tauche in die Seiten eines interessanten Buches ein.

10. Wertvolle Inspirationsquelle

Last, but not least, bieten Dir Buchhandlungen eine endlose Quelle der Inspiration. Sie ist für alle Kreativen besonders wichtig. Du kannst in neuen Ideen schwelgen, in fremde Welten abtauchen und Deiner Kreativität freien Lauf lassen. Die Atmosphäre und die Bücherregale sind eine Einladung, Deine eigenen Gedanken und Träume zu entdecken. 

Informiere Dich über eine Buchhandlung in Deiner Nähe und besuche sie, um Dich von der Magie dieses Ortes verzaubern zu lassen.

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