5.1.25

Auf die Einstellung kommt es an

Zu Jahresbeginn haben viele Menschen gute Vorsätze und den Wunsch, endlich ein langgehegtes Ziel in Angriff zu nehmen. Mehr Sport treiben, gesünder ernähren, sparen, mehr Zeit mit der Familie verbringen sind einige der häufig genannten Neujahrsvorsätze für 2025, sei es im Beruf, im Privatleben oder bei einem großen persönlichen Projekt.

Oft wird gesagt, dass Disziplin der Schlüssel ist – und das kann ich aus eigener Erfahrung auch bestätigen. Falls Du bereits andere Beiträge von mir kennst, weißt Du vielleicht, dass ich früher auch um 20 kg mehr gewogen habe als jetzt. Ich weiß mittlerweile, dass Disziplin alleine nicht immer ausreicht, denn es braucht auch Geduld.

Früher habe ich gedacht, Geduld und Disziplin sind dasselbe, doch mittlerweile weiß ich, dass sie ganz unterschiedliche Aufgaben auf dem Weg zum Erreichen von Zielen erfüllen. Daher schauen wir uns in diesem Blogbeitrag an, warum beide wichtig sind, wie sie einander ergänzen, was die Wissenschaft dazu sagt und welche Rolle Schreiben dabei haben kann.

Motor für Dein Handeln

Disziplin ist laut Duden „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen“. Es ist die Fähigkeit, uns selbst zu steuern und durchzuziehen, was wir uns vorgenommen haben – auch wenn vielleicht mal die Motivation fehlt. Sie hilft uns gerade am Anfang, wenn es bis jetzt nicht zur Gewohnheit geworden ist, regelmäßig Laufschuhe anzuziehen, ins Fitnessstudio zu gehen, den Schreibtisch aufzuräumen oder ein Projekt rechtzeitig abzuschließen.

Disziplin bedeutet also: „Ich tue es jetzt, weil ich weiß, dass es mich meinem Ziel näherbringt.“

Sie ist aktiv und handlungsorientiert. Ohne Disziplin würden wir teilweise im Chaos versinken oder den einfachsten Weg wählen, statt den, für den wir uns davor entschieden haben.

Die Forschung von Roy Baumeister zeigt, dass Willenskraft – also die Fähigkeit, sich selbst zu kontrollieren – eine begrenzte Ressource ist. Sie kann wie ein Muskel trainiert, aber auch erschöpft werden, wenn wir sie überstrapazieren. Gleichzeitig zeigt Angela Duckworth in ihrer Arbeit zur sogenannten „Grit“, dass Disziplin langfristig mit Leidenschaft und Ausdauer kombiniert werden muss, um wirklich erfolgreich zu sein. Menschen, die in der Lage sind, trotz Rückschlägen und Ablenkungen an ihren Prioritäten festzuhalten, entwickeln die notwendige Beständigkeit, um große Ziele zu erreichen.

Die Kunst, den Dingen Zeit zu geben

Geduld ist laut Duden die „Ausdauer im ruhigen, beherrschten, nachsichtigen Ertragen oder Abwarten von etwas“. Es ist die Fähigkeit, zu akzeptieren, dass Fortschritt nicht immer sofort sichtbar ist. Sie hilft uns, ruhig zu bleiben, wenn Erfolge noch auf sich warten lassen. Bei Rückschlägen hilft uns Geduld, nicht sofort die Flinte ins Korn zu werfen, sondern konstruktiv damit umzugehen. Geduld bedeutet: „Ich vertraue darauf, dass der Prozess Zeit benötigt.“

Disziplin beeinflusst unser unmittelbares Handeln, Geduld lässt uns längerfristig dran bleiben, bewahrt uns vor Frustration und verhindert, dass wir vorschnell aufgeben.

Die berühmte Marshmallow-Studie von Walter Mischel zeigt, wie entscheidend Geduld für den Erfolg ist. Kinder, die auf eine sofortige Belohnung verzichten konnten, um später eine größere Belohnung zu erhalten, hatten später im Leben mehr Erfolg in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und sozialen Beziehungen. Geduld ist also nicht nur eine Tugend, sondern eine wichtige Fähigkeit, um langfristig erfolgreich zu sein.

Disziplin und Geduld ergänzen einander

Disziplin bringt Struktur und Kontinuität, Geduld gibt Ruhe und Vertrauen in den Prozess. Zusammen sorgen sie – wie die zwei Seiten einer Medaille – dafür, dass wir den ersten Schritt setzen – und den einmal eingeschlagenen Weg auch dann fortsetzen, wenn er im Laufe der Zeit steiler, steiniger oder länger wird als erwartet.

Die Disziplin zeigt sich in unseren kleinen, alltäglichen Entscheidungen: ob wir bereit sind, alte Muster durch neue Gewohnheiten zu ersetzen oder uns mit herausfordernden Themen zu beschäftigen. Geduld hilft uns, mit Rückschlägen umzugehen und darauf zu vertrauen, dass jede Veränderung Zeit benötigt. Beide könnte man als Tugenden sehen, um ein Fundament zu schaffen, alte Muster loszulassen und Platz für Neues zu schaffen.

Schreiben fördert Geduld und Disziplin

Schreiben eignet sich hervorragend, um einerseits Fortschritte zu dokumentieren und andererseits ist es ebenso gut geeignet, um Geduld und Disziplin zu trainieren. Mal angenommen, wir wollen sportlicher werden, könnte das Führen eines Journals oder Tagebuchs dieses Ziel unterstützen.

Indem wir alle körperlichen Betätigungen aufschreiben, wie zu Fuß zur Busstation gehen, die Treppe anstelle des Lifts zu nehmen, spazieren gehen, begleitet es uns bei unserem Fortschritt.

Falls wir zu einem späteren Zeitpunkt unser ursprüngliches Ziel hinterfragen, könnten wir es zur Hand nehmen und nachschauen, was wir bereits geleistet haben. Das bringt uns neue Motivation in Zeiten, in denen wir die Sinnhaftigkeit unseres ursprünglichen Ziels anzweifeln.

Gerade am Anfang, wenn die alten Gewohnheiten noch stärker sind, gibt es diese dunklen Momente – und ich kenne sie aus eigener Erfahrung nur zu gut – in denen wir am liebsten aufgeben und den einfacheren Weg wählen würden. Auch dabei kann Schreiben uns unterstützen, indem wir es dazu nutzen, um unsere Gedanken und Gefühle zu reflektieren.

Disziplin könnte sich auch darin zeigen, dass wir uns immer wieder hinsetzen und schreiben, auch wenn uns gerade die Motivation dazu fehlt. Die Geduld lernen wir, wenn wir uns erlauben, unsere Gedanken langsam zu sortieren, Einsichten wachsen zu lassen und nicht sofortige Ergebnisse zu erwarten.

Schreiben könnte so zu einem Training für genau die Fähigkeiten werden, die wir benötigen, um unsere Ziele zu erreichen. Es verlangt Disziplin, um dranzubleiben, und Geduld, um die Veränderungen zuzulassen, die dieser Prozess mit sich bringt.

Disziplin beginnt, Geduld vollendet

Unsere Einstellung entscheidet, ob und wie wir unsere Ziele erreichen. Disziplin gibt uns die Energie, den ersten Schritt zu machen, und Geduld schenkt uns die Gelassenheit, auch auf einem holprigen Weg voranzukommen.

Die gute Nachricht ist, dass beides trainiert werden kann. Denn unser Gehirn lässt sich zum Glück formen, wie auch aktuelle Erkenntnisse der Gehirnforschung zeigen. Schreiben könnte uns dabei unterstützen – sei es zur Reflexion als auch, um Geduld und Disziplin zu stärken. Wenn Du eines oder beide praktisch umsetzen möchtest, hole Dir gerne Tipps bei einem meiner Workshops oder werde Mitglied in meiner kostenlosen Facebook-Gruppe.

22.12.24

Alltagsbelastungen loslassen

Viele nutzen den Jahreswechsel, um innezuhalten und das vergangene Jahr zu reflektieren. Wie macht man einen Jahresrückblick? Es ist fast so ähnlich, wie wenn Du nach einer langen Wanderung, einem Ausflug oder einer Reise nach Hause kommst und Dein Gepäck öffnest. Du schaust hinein und entscheidest, was Du behalten willst, was gereinigt und was entsorgt werden muss.

Dieses Bild können wir auf das vergangene Jahr übertragen: Du hattest Erfolge zu feiern, hast Ziele erreicht oder kannst Dich über Ereignisse des Glücks oder Momente der Dankbarkeit freuen. Gleichzeitig gab es im Alltag Momente des Stillstands, Hindernisse, Herausforderungen oder Begegnungen, die Dich gestresst haben. In diesem Blogbeitrag werden wir im Rahmen eines schriftlichen Jahresrückblicks gezielt über Alltagsbelastungen reflektieren, um diese loszulassen.

Fokus auf Hindernisse oder Belastungen

Altlasten können viele Formen annehmen, müssen aber nicht immer schwerwiegende Auswirkungen haben. Es sind die vermeintlich kleinen Dinge, die an unserem Selbstbewusstsein nagen und uns davon abhalten können, den nächsten wichtigen Schritt zu gehen: unerreichte Ziele, enttäuschte Erwartungen oder Momente, in denen wir uns selbst oder andere nicht so erlebt haben, wie wir es uns gewünscht hätten. Solche alltäglichen Belastungen können sich im Laufe der Zeit ansammeln und uns blockieren, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Vielleicht hast Du Dir vorgenommen, regelmäßig zu schreiben, Sport zu treiben oder ein bestimmtes Projekt abzuschließen, doch der Alltag hat Dich davon abgehalten. Jede und jeder von uns erlebt im Laufe eines Jahres Niederlagen oder stressige Momente, die auf den ersten Blick frustrierend sein können. Statt Dir Vorwürfe zu machen, könntest Du darüber reflektieren, was Dich aufgehalten hat oder was Du fürs nächste Jahr daraus lernen kannst.

Vielleicht hast Du Dich über jemanden geärgert, der eine Verabredung kurzfristig abgesagt hat, oder Du hattest das Gefühl, in einer Situation nicht die Unterstützung erhalten zu haben, die Du Dir gewünscht hättest. Solche Erlebnisse können uns noch länger beschäftigen, wenn wir sie nicht bewusst loslassen.

Es ist jedoch wichtig, zwischen alltäglichen Belastungen und traumatischen Erlebnissen zu unterscheiden. Während wir uns Alltagsthemen oft selbst widmen können, sollten tiefgreifende oder belastende Erfahrungen besser mit professioneller Unterstützung aufgearbeitet werden.

Die nachfolgenden Schreibübungen können daher keine professionelle (Trauma-)Therapie ersetzen. Wer einen schweren Unfall erlebt hat, von Naturkatastrophen betroffen war, körperlich bedroht wurde, sexuelle Gewalt erlebt hat oder in anderen Ausnahmesituationen war, sollte sich professionelle Unterstützung holen. Ein erfahrener Profi kann Dich dabei unterstützen, diese Themen in einem sicheren Rahmen nachhaltig zu verarbeiten.

Alltagsbelastungen loslassen

Schreiben kann Dich dabei unterstützen, Gedanken zu ordnen, Gefühle auszudrücken und Klarheit zu gewinnen. Nutze die nachfolgende Schreibübung als Inspiration, um im Rahmen Deines Jahresrückblicks Raum zur Betrachtung hinderlicher Alltagserlebnisse unter die Lupe zu nehmen:

Idealerweise nimmst Du ein Notizbuch oder ein Blatt Papier und einen Stift, denn handschriftliches Schreiben hat zahlreiche positive Auswirkungen. Du bist während des Schreibens fokussierter, weil Du nicht von aufblinkenden Symbolen oder Geräuschen unterbrochen wirst, während des Schreibens Deine Gedanken und Gefühle besser ordnen und dadurch mehr Klarheit gewinnen.

Nimm Dir daher ein wenig Zeit und wähle einen Ort, an dem Du ungestört schreiben kannst und an dem Du Dich wohl und sicher fühlst. Beantworte schriftlich die folgenden Fragen:

  • Welche Momente oder Erlebnisse waren in diesem Jahr herausfordernd, hinderlich oder haben mich belastet?
  • Wie bin ich damit umgegangen?
  • Hatten diese Momente oder Erlebnisse auch positive Aspekte?
  • Was möchte ich mir fürs nächste Jahr merken? bzw. Gibt es vielleicht etwas, das ich daraus gelernt habe?
  • Was davon möchte ich loslassen?

Diese Erkenntnisse sind eine hervorragende Grundlage für die Planung des nächsten Jahres. Du weißt jetzt ganz genau, was Du nächstes Jahr möglichst vermeiden möchtest.

Dafür könntest Du nun formulieren, wovon Du Dich im nächsten Jahr verabschieden möchtest und könntest es mit einem aktiven und positiven Ziel ergänzen, z. B.: „Ich lasse allen Frust los, den ich wegen meiner aktuellen Gewohnheiten empfunden habe und werde im kommenden Jahr Schritt für Schritt neue Routinen schaffen, um meine sportlichen Ziele zu erreichen.“

Mit leichtem Gepäck ins neue Jahr

Indem Du Dich aktiv mit Deinen Alltagsbelastungen beschäftigst und diese bewusst loslässt, kannst Du klar und frei ins neue Jahr starten. Im zweiten Schritt geht es darum, konkrete Ziele zu setzen und einen Plan für deren Erreichung zu entwickeln. 

Wenn Du diesen Weg nicht alleine gehen möchtest, lade ich Dich herzlich ein, gemeinsam in einer kleinen Gruppe zurückzuschauen und voller Zuversicht ins neue Jahr zu starten. Nimm gerne an einem meiner Workshops teil.

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