06.04.2024

Was sind innere Antreiber?

Bist Du jemand, der fortwährend auf jedes kleine Detail achtet? Oder willst Du es permanent allen Leuten recht machen? Denkst Du, das müsse immer so sein? Leidest Du oder leiden andere manchmal darunter? Dann könnte es sein, dass Du von den sogenannten „inneren Antreibern“ gelenkt wirst. 

Das Modell der inneren Antreiber stammt vom kanadisch-US-amerikanischen Psychiater Eric Berne, der fünf verschiedene Ausprägungen unterschieden hat, die ich nachfolgend näher vorstellen werde: 

  1. Sei stark!
  2. Sei perfekt!
  3. Mach es allen recht!
  4. Streng Dich an!
  5. Beeile Dich!

Kommen Dir diese Formulierungen bekannt vor? Möglicherweise erinnern sie Dich an das eine oder andere elterliche Gebot. Was ursprünglich von den Eltern gut gemeint war, um uns zu motivieren und besser auf das Leben vorzubereiten, kann sich so stark im Unterbewusstsein ausbreiten, dass wir denken, es sei ein Teil von uns. Nachdem das alles auf unterbewusster Ebene abgelaufen ist, könnte es im Laufe des Lebens eine seltsame Eigendynamik entwickelt haben. 

Wie der Name bereits sagt, treiben sie uns an. Wir glauben, wenn wir sie brav befolgen, zu mehr Erfolg und Anerkennung zu gelangen. Im Übermaß wirken sie jedoch nicht mehr inspirierend, sondern bringen nur noch mehr Stress. Wir erreichen das genaue Gegenteil von dem, was wir uns erhoffen. Wenn sie nämlich die ursprüngliche Idee, uns mehr zu motivieren, überlagern und wir fast wie unter einem blinden Zwang agieren. Das kann dazu führen, dass wir nicht nur unser eigenes Verhalten streng kontrollieren, sondern auch das von anderen Menschen. 

Wie das in der Praxis aussieht, schauen wir uns jetzt beispielhaft für Autoren, Autorinnen, Kreative und Selbstständige an.

1. Sei stark!
Manche Menschen haben das Gefühl, ständig stark und unerschütterlich wirken zu müssen, um Vertrauen und Autorität auszustrahlen. Das ist gerade bei Selbstständigen weitverbreitet und kann dazu führen, dass sie persönliche Herausforderungen ignorieren, um Schwäche zu vermeiden, was langfristig gesehen ihrer Gesundheit und Effektivität schadet.

Auch Kreative könnten denken, dass sie immer Stärke zeigen müssen, um in einer oft als unsicher empfundenen Branche zu überleben. Dies kann zu einem Mangel an Verletzlichkeit führen, die jedoch für echte kreative Ausdrucksformen notwendig ist.

2. Sei perfekt!
Das Streben nach dem perfekten Text kann dazu führen, dass jemand endlose Gedankenschleifen hat, bevor er sich endlich hinsetzt, um ihn endlich aufzuschreiben. Ebenfalls verbreitet ist endloses Überarbeiten, wobei nie ein Punkt erreicht wird, an dem jemand bereit ist, die Arbeit zu veröffentlichen. Dies kann Schreibblockaden und Frustrationen verstärken.

Auch andere Kreative können sich selbst blockieren, indem sie das perfekte Foto, das perfekte Bild, die perfekte Skulptur, den perfekten Song, den perfekten Podcast, das perfekte Video erstellen wollen. Das kann von der Idee bis zur Umsetzung zu Verzögerungen und einer Verringerung der Veröffentlichungsfrequenz führen, was letztlich das kreative Wachstum beeinträchtigen kann. Wir lernen bekanntlich, indem wir etwas wiederholt ausführen und nicht, indem wir uns permanent daran hindern.

Viele Gründer und Gründerinnen tüfteln monatelang an der vermeintlich perfekten Produkt- oder Dienstleistungsidee. Sie denken, diese müsste erst perfekt sein, bevor sie diese einer potenziellen Kundschaft präsentieren. Der falsch verstandene Perfektionismus führt nicht nur zu unnötigen Verzögerungen, sondern ist oft kostspielig, weil Prototypen entwickelt werden, die keiner haben will, weil die Bedürfnisse derjenigen, die später das Produkt kaufen sollen, zu spät berücksichtigt werden.

3. Mach es allen recht!
Wer regelmäßig etwas veröffentlicht, könnte versucht sein, alle Themen zu vermeiden, die auch nur geringfügig polarisieren könnten, um keinesfalls das Publikum zu vergraulen. Die Menschen spüren es, ob jemand nur etwas vorgibt, oder ob er echt ist. Tiefe und Authentizität sind für den Aufbau von treuen Fans entscheidend. 

Ein übermäßiges Bedürfnis, allen Kunden und Kundinnen gerecht zu werden, kann dazu führen, dass sich Selbstständige zu sehr anpassen. Dadurch versäumen sie, notwendige, aber möglicherweise unangenehme Wahrheiten anzusprechen, was die Effektivität ihrer Arbeit beeinträchtigen kann. Das gilt ganz besonders für jene, die Dienstleistungen anbieten.

4. Streng Dich an!
Viele Autoren und Autorinnen glauben, dass Quantität wichtiger als Qualität ist. In Social Media veröffentlichen viele die Anzahl der geschriebenen Worte oder Seiten.  Das kann das bei manchen zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit führen, wenn man nicht so viel oder nicht so schnell schreibt oder die gewünschten Ergebnisse nicht sofort sichtbar sind. Dadurch wird der Wert von Ruhe und Inkubationszeit für kreative Prozesse völlig ignoriert.

Das ständige Bestreben, härter zu arbeiten, kann bei Selbstständigen und Kreativen zu einem Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben führen, mit wenig Zeit für Erholung, persönliche Interessen oder soziale Beziehungen. Dies kann zu Erschöpfung, einem Verlust der Kreativität oder wertvoller Menschen führen und ist gerade für all jene, die kreative Lösungen im Beruf bieten, fatal.

5. Beeile Dich!
Wenn sich jemand ständig unter Druck setzt, um schnell den nächsten Text, den nächsten Song, das nächste Kunstwerk oder Inhalte für Social Media zu produzieren, um mit den Algorithmen oder den Erwartungen des Publikums Schritt zu halten, kann möglicherweise nicht die gleiche Qualität liefern. Dies kann langfristig das Image und die Beziehung zum Publikum oder zu den Lesenden schädigen.

Bei Selbstständigen wird Schnelligkeit oft als entscheidend angesehen, um als Erster auf dem Markt zu sein oder neue Ideen umzusetzen. Dies kann jedoch auch zu überstürzten Entscheidungen, mangelhafter Planung und Burn-out führen.

Was Du tun kannst
Selbstreflexion durch Schreiben kann Dich dabei unterstützen, Deine im Unterbewusstsein wirkenden inneren Antreiber sichtbar zu machen. Zusätzlich findest Du hier Fragen, die Du dazu nutzen kannst, schriftlich über die inneren Antreiber zu reflektieren:
  1. Wann habe ich das Gefühl, stark sein zu müssen, obwohl es nicht so ist?
  2. Wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich zeigen würde, wie ich mich gerade fühle?
  3. Was bedeutet für mich „perfekt“ und wie realistisch ist es, dass dies jemals erreicht wird?
  4. Was würde passieren, wenn ich etwas nicht 100 Prozent „perfekt“ mache?
  5. Wann ignoriere ich meine eigenen Bedürfnisse, weil mir andere Menschen wichtiger sind?
  6. Was passiert, wenn ich versuche, es anderen recht zu machen und es ihnen trotzdem nicht gefällt?
  7. Woran erkenne ich, dass ich erfolgreich bin? An den Anstrengungen oder an den Ergebnissen?
  8. Was kann ich tun, um gleiche Ergebnisse mit weniger Anstrengung zu erzielen?
  9. Wie kann ich ein gesünderes Verhältnis zu Zeit und Produktivität entwickeln, das Qualität über Geschwindigkeit stellt?
  10. Was sind die langfristigen Folgen für mich und meine Arbeit, wenn ich ständig unter Zeitdruck stehe?
Indem Du Dir gelegentlich diese Fragen durcharbeitest und zusätzlich Deine Tagebuch- oder Journaleinträge durchliest, kannst Du den inneren Antreibern auf die Schliche kommen und überprüfen, ob Du nur engagiert und motiviert bist oder ob Du es bereits übertreibst.

Ich hoffe, dieser Beitrag war hilfreich für Dich. Falls Du spezifische Fragen hast, hinterlasse einen Kommentar oder komme in meine kostenlose Facebook-Gruppe und stelle mir gerne dort Deine Frage.

16.03.2024

Was sind Deine Stärken?

„Dafür habe ich kein Talent!“, oder: „Das ist nicht meine Stärke.“ Sind Dir solche Aussagen geläufig? Ich höre sie immer wieder, zumeist gefolgt vom Hinweis, sie oder er habe nicht das Zeug zum Schreiben. Daher kam ich auf die Idee, einen Blogbeitrag über Stärken zu schreiben. 

Zuerst nehme ich den Begriff unter die Lupe. Anschließend gehe ich der Frage nach, wie Du Deine Stärken herausfindest und am Ende geht es darum, ob Du und wie Du sie verändern kannst. 

Definition
Wenn Du auf der Duden-Website nachschaust, findest Du bei „Stärke“ mehrere Bedeutungen. Uns interessieren primär psychologische Merkmale und weniger körperliche Kraft, politische Macht oder physikalische Wirksamkeit, die Du dort auch als Erklärung findest. 

Daher sind diese beiden folgenden Definitionen interessant, die ich wörtlich zitieren möchte:
6 a) Vorhandensein besonderer Fähigkeiten, besonderer Begabung [auf einem bestimmten Gebiet], durch die jemand eine außergewöhnliche, hohe Leistung erbringt.
6 b) etwas, was bei jemandem, einer Sache als besonders vorteilhaft empfunden wird; vorteilhafte Eigenschaft, Vorzug.
Laut Duden kann eine Stärke sowohl eine Fähigkeit als auch eine Eigenschaft sein. Das sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Betrachtungsweisen.
  • Eine Fähigkeit kennzeichnet sich durch Wissen und Können. Beides haben wir uns irgendwann einmal angeeignet, wie Sprechen, Gehen, Radfahren. Durch regelmäßige Übung können wir uns darin verbessern.
  • Eigenschaften sind hingegen persönliche Charaktermerkmale, wie freundlich, aufmerksam oder mutig. Die Wissenschaft ist sich darüber uneinig, ob unser Charakter veränderbar ist. Die aktuelle Forschungslage deutet darauf hin, dass unsere Persönlichkeit relativ stabil bleibt. Selbst nach Krisen oder traumatischen Erlebnissen kehren wir später wieder zum Ausgangszustand zurück. 
Ein tückischer Haken
Genau dieser Unterschied macht es beim Begriff „Stärke“ so schwierig. Kann Stärke durch Lernen erworben werden oder ist sie angeboren und unveränderlich? Dieses Dilemma kann weitreichende und lebensverändernde Auswirkungen darauf haben, wie wir uns und die Welt sehen. 

Denn dadurch zeigt sich unsere persönliche grundsätzliche Denkweise, Einstellung oder auch Mindset genannt. Was verstehen wir darunter? In einem Video auf meinem YouTube-Kanal stelle ich diese zwei Arten des Denkens vor: Das dynamische Mindset zeigt sich durch eine wachstumsorientierte Sichtweise. Während das starre Mindset durch eine Haltung der Unveränderbarkeit gekennzeichnet ist. 

Dazu gibt es gleich ein Beispiel: Falls Du der Ansicht bist, ein Naturtalent zu sein, das allen anderen überlegen ist und Du Dich deshalb nicht anstrengen musst, ist die Gefahr groß, dass Du übermütig wirst. Mit diesem arroganten Verhalten gefährdest Du massiv Deinen Erfolg. Solltest Du scheitern, bist Du am Boden zerstört. Du verstehst nicht, dass vor allem Deine nachlässige Einstellung der Grund Deines Versagens war, sondern führt es auf Dein mangelndes Talent zurück. Diese Schlussfolgerung ist falsch. 

Ähnliches gilt, wenn Du überzeugt bist, gar kein Talent zu haben. Mit dieser Einstellung wirst Du ein Vorhaben gar nicht erst versuchen. Du gehst automatisch davon aus, dass Du es ohnedies nicht schaffen wirst.  

Was könnte die Lösung sein? 
Du beschließt, eine wachstumsorientierte Einstellung zu entwickeln und Verantwortung für Dein Verhalten zu übernehmen. Denn Du bist kein programmierter Automat, sondern ein erwachsener Mensch, der eigenständige Entscheidungen treffen kann. Wofür Du Dich entscheidest, ist Deine freie Wahl und hat nichts mit angeborenen Stärken zu tun. So lernst Du schrittweise, wie Du mit Rückschlägen umgehen kannst und wirst neue Strategien entwickeln.

Wie kannst Du Deine Stärken herausfinden?
Es gibt verschiedene Methoden und Ansätze, um sowohl Deine Fähigkeiten als auch Charaktereigenschaften herauszufinden. 

Während der Recherche zu diesem Blogbeitrag habe ich die Community auf der neuen Social-Media-Plattform Threads gefragt, ob sie sich schon einmal mit ihren Stärken beschäftigt haben und wenn ja, wie sie diese herausgefunden haben. Ich erhielt viele spannende Antworten, die ich nachfolgend integriert habe. 

Was mich jedoch am meisten gewundert hat, war die Anzahl der Reaktionen. Es scheint ein wichtiges Thema für viele Threads-User zu sein und unterstreicht die Bedeutung dieses Blogbeitrags.

Um Deine Stärken herauszufinden, stehen Dir folgende Methoden zur Verfügung:
  1. Dich selbst analysieren
  2. Andere befragen
  3. Tests nutzen
  4. Methoden kombinieren
1. Dich selbst analysieren
Schreiben ist hervorragend dazu geeignet, um Deine Fähigkeiten oder Charaktereigenschaften herauszufinden. Nachfolgende Vorschläge und Anregungen dienen zur ersten Orientierung. Passe sie an Deinen Bedarf an oder erweitere sie:
  • Starte mit einer einfach umsetzbaren Methode: Nutze Selbstbeobachtung und Selbstreflexion durch Schreiben. Es gibt auf meinem YouTube-Kanal eine Playlist mit vielen Videos, die Du als Inspiration nutzen kannst. Wichtig: Nimm Dir dafür Zeit. Hier sind auch ein paar Fragen, die Du schriftlich beantworten könntest: Worin bist Du so gut, dass Dich andere um Rat fragen? Bei welchen Aktivitäten spürst Du Energie? Bei welchen Aufgaben verlierst Du das Zeitgefühl, weil Du so vertieft bist? Worin bist Du gut? Welche Eigenschaften magst Du an Dir? Für welche Eigenschaften oder Fähigkeiten loben Dich andere Menschen?
  • Probiere neue Dinge aus und beobachte, wie Du Dich dabei fühlst. Manchmal entdecken wir bei einem Experiment ungeahnte Stärken. Das klappt jedoch nur, wenn Du die Offenheit mitbringst, etwas Neues zu lernen oder eine ungewohnte Herausforderung anzunehmen.
  • Schaue Dir Deine Erfolge näher an. Was genau hast Du getan, um erfolgreich zu sein? Welche Deiner Eigenschaften waren hilfreich? Welche Deiner Fähigkeiten hast Du dabei eingesetzt?
  • Führe regelmäßig Tagebuch, um Deine Eindrücke zu vertiefen. Schreibe Dir täglich Deine Erfahrungen und Gefühle auf. Notiere Dir, bei welchen Aktivitäten Du Dich besonders kompetent und engagiert fühlst. Falls Du noch nie Tagebuch geführt hast, schau Dir mein YouTube-Video dazu an.
  • Es gibt Bücher, mit denen Unterstützung Du Deine Stärken selbst analysieren kannst. Eines dieser Bücher stelle ich Dir später vor, wenn es um Veränderungen geht. 
2. Andere befragen
Manchmal bemerken andere Menschen etwas an uns, das wir selbst nicht erkennen. Daher ist es wichtig, Dir Rückmeldungen von Außen zu holen.

Wenn Du von wertschätzenden und respektvollen Menschen umgeben bist, hole Dir Feedback aus dem Freundeskreis, der Familie oder Deinem Arbeitsumfeld. Frage sie, welche Fähigkeiten und Eigenschaften ihrer Ansicht nach Deine Stärken sind. Dies kannst Du im direkten Gespräche erfragen oder mit jemandem gezielt eine Feedback-Sitzung vereinbaren.

Falls Du aktuell keine solchen Menschen in Deinem Umfeld hast, was Du daran erkennst, dass Dich jemand bei jeder sich bietenden Gelegenheit kritisiert, Dich vor anderen bloßstellt oder ein anderweitig respektloses Verhalten zeigt, wäre es sogar hinderlich, so jemandem eine solche Frage zu stellen. 

Zum Umfeld gibt es ein weiterführendes Interview (Kraft des Umfeldes) auf YouTube sowie in meinem Podcast. Überdies habe ich gemeinsam mit Anita Raidl, Carmen Kaupp und Emil Lukas einen Mini-Kurs aufgenommen, den ich Dir ans Herz lege, falls Du zurzeit kein förderliches Umfeld haben solltest.

Suche Dir Mentoren oder Vorbilder, die Dich inspirieren. Manchmal können wir durch die Analyse der Stärken anderer Menschen mehr über unsere eigenen lernen.

Nutze professionelle Beratung durch einen Karriereberatungs-Profi, einen Coach oder eine Psychologin. Sie können Dir dabei helfen, Deine Stärken zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um diese zu nutzen und weiterzuentwickeln.

Prüfe, ob Du auch für unkonventionelle Beratungskonzepte offen bist:
  • Für manche Menschen gehören philosophische Betrachtungen aus anderen Ländern dazu, wie das sogenannte „Ikigai“-Konzept. Es stammt aus Japan und befasst sich mit der Suche nach einem erfüllten Leben. Es geht darum, seine „Lebensberechtigung“ oder sein „Lebensziel“ zu finden. 
  • Auch die Beschäftigung mit spirituellen Praktiken, wie es Christentum, Buddhismus, Islam oder andere Weltreligionen bieten, empfinden manche als Bereicherung, um mehr über sich zu erfahren.
  • Andere bevorzugen esoterische Auswertungen und Beratungen, wie Astrologie, Human Design, 64Keys, Numerologie, Tarot, Aura lesen, Hand lesen, Facereading, et cetera. 
Wichtig: Alle genannten Konzepte könnten für Menschen, die sie interessant oder bereichernd finden,  eine gute Ergänzung sein. Sie ersetzen jedoch niemals die eigene Selbstreflexion. Es gibt nur einen Experten oder eine Expertin für Dein Leben und das bist Du. Lasse Dir bitte von niemandem etwas anderes einreden. Außerdem ersetzen sie nicht die Perspektive, die Dir die Summe aller Menschen in einem wertschätzendes Umfeld bieten kann.

Beachte bitte, dass bei Feedback-Gesprächen, bei Auswertungen als auch bei Tests (siehe nachfolgenden Punkt 3.) nicht nur Deine Stärken, sondern auch negative Aspekte zur Sprache kommen könnten. 

Sobald von Negativem gesprochen wird, neigen wir Menschen dazu, uns nur noch darauf zu fokussieren und die erfreulichen Aspekte zu ignorieren. Dieser psychologische Effekt läuft bei den meisten Menschen ganz automatisch auf unbewusster Ebene ab. Wenn Du das weißt, gelingt es Dir vielleicht besser, nicht automatisch in diese Falle zu tappen. Bitte fokussiere Dich wieder gezielt auf Deine Stärken, denn die möchtest Du herausfinden. Falls Du den Negativitätseffekt bislang noch nicht kennst, schau Dir bitte dazu mein YouTube-Video an. 

3. Tests nutzen
Es gibt viele unterschiedliche psychometrische Tests, mit denen Du auch Deine Stärken identifizieren kannst. 

Bekannte Beispiele sind der VIA Character Strengths Test, der CliftonStrength Test oder das Hogan Assessment. In einer der nächsten Episoden des Schreibgeflüster-Podcasts wird ein Experte zu Gast sein, wo wir auf diese Themen eingehen werden, daher gibt es hier nur einen kurzen Überblick. 

Manche psychometrische Tests wie das Hogan Assessment haben nicht nur Deine Stärken im Auge, sondern könnten auch negative Aspekte beinhalten. Sorge dafür, dass Du den Schwächen in dem Moment nicht zu viel Aufmerksamkeit widmest, sondern fokussiere Dich wieder auf Deine Stärken. Viel besser ist es, Dich zu einem späteren Zeitpunkt gezielt mit Schwächen zu beschäftigen, aber nicht jetzt.

4. Methoden kombinieren
Eine gute Coachin oder ein kompetenter Berater wird Dich dazu motivieren, Dir mehrere unterschiedliche Maßnahmen anzusehen. Selbst wenn Du Dich ohne professionelle Begleitung damit beschäftigst, können Dir viele unterschiedliche Methoden dabei helfen, Deine persönlichen Stärken zu entdecken oder zu aktivieren.

Nachdem ich schon immer psychologische Tests interessant fand, habe ich schon sehr früh damit begonnen, meine Stärken unter die Lupe zu nehmen. Daher habe ich bereits viele unterschiedliche Methoden selbst ausprobiert. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir ebenfalls die Kombination empfehlen. 

Die Threads-Community wollte bei meiner Recherche auch meine Stärken wissen. Damals habe ich auf diesen Blogbeitrag verwiesen, daher werde ich Dir jeweils drei meiner Eigenschaften nachfolgend auflisten:

Selbstsicht:
  • einzigartig
  • flexibel
  • kreativ
Fremdsicht:
  • empathisch
  • geradlinig
  • eloquent
Jede oder jeder von uns hat individuelle Stärken, die im Trubel des Alltag manchmal in Vergessenheit geraten können, weil wir mit vielen unterschiedlichen Aufgaben beschäftigt sind. Leider könnte dadurch der Blick auf unsere Stärken zu kurz kommen. Selbst Menschen, die sich sehr gut kennen, bleiben nicht vom bereits zuvor zitierten Negativitätseffekt verschont und unser Blick fällt automatisch wieder auf unsere Schwächen. 

Falls Du so wie ich der Ansicht sein solltest, Dich bereits sehr gut zu kennen, empfehle ich Dir, Dir alle paar Monate oder zumindest anlässlich des Jahreswechsels gezielt für die Reflexion Deiner Stärken Zeit zu nehmen. Im Laufe der Wochen und Monate hat sich vielleicht Deine Lebenssituation geändert, was Dir oft gar nicht bewusst aufgefallen ist. 

Mache Dir erneut alle Deine Fähigkeiten und Eigenschaften bewusst und reflektiere in ähnlicher Form darüber, wie ich es unter Punkt 1 vorgeschlagen habe. Welche Deiner Stärken sind für Deine aktuelle Lebenssituation wichtig? Welche möchtest Du künftig gezielter in Deinem Berufs- und Privatleben einsetzen? Nutze schriftliche Selbstbeobachtung und Selbstreflexion dazu, um Deine Stärken im Alltag zu beobachten und weiterzuentwickeln. Achte dabei auf ein dynamisches Mindset und bleibe offen für Veränderungen und neue Entdeckungen, die wir uns jetzt ansehen werden.

Wie funktioniert Veränderung?
Zunächst eine Warnung: Ohne die Bereitschaft, Dich verändern zu wollen, wird auch nichts passieren. Wenn Du nicht in der Lage bist, vorübergehend auch unbequeme Situationen auszuhalten und so lange dranzubleiben, bis Du Dein Ziel erreicht hast, wird sich auch nichts ändern. 

Das hat vor allem mit unserem Gehirn zu tun. Dieses ist zwar neuroplastisch, also form- und veränderbar. Doch es ist unentwegt bemüht, möglichst viel Energie zu sparen und Anstrengungen so gut es geht zu vermeiden. Es heißt nicht grundlos, dass wir Menschen Gewohnheitstiere sind. Deshalb ist gerade der Anfang manchmal schwer.

Außerdem benötigst Du eine wachstumsorientierte Einstellung. Ohne dynamisches Mindset, bei dem Du von Deiner künftigen Veränderung überzeugt bist, wird es schwierig. Achte auf ein förderliches Umfeld von Menschen, die Dich idealerweise bei Deinem Vorhaben unterstützen oder Dir zumindest dabei nicht im Weg stehen. 

Der bekannte Gehirnforscher Gerhard Roth empfiehlt in seinem Buch „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten. Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern.“ drei Schritte, die bei der Veränderung helfen: 
  1. Durch Nacheifern eines Vorbildes, 
  2. durch das Setzen von klaren Zielen, die mit konkreten Situationen und mit Routinen verbunden sind (wie: „Du fährst bewusst langsamer und hältst Dich an die Geschwindigkeitsbeschränkungen, obwohl sie lächerlich erscheinen“) sowie 
  3. durch kleine Fortschritte in Kombination mit Selbstbelohnung, wobei die Abstände der Belohnungen im Laufe des Fortschritts vergrößert werden müssten.
Die Wirtschaftspsychologin Svenja Hofert hat in ihrem Buch „Was sind meine Stärken? Entdecke, was in Dir steckt“ eine Formel entwickelt. Um ein Stärken-Ziel zu erreichen, werden folgende Komponenten gebraucht:

Stärken-Ziel = Wollen x Können x Üben

Was meint sie damit? Unter „Können“ fallen für sie die Fähigkeiten, die wir zurzeit mitbringen, entweder von Natur aus oder die wir im Laufe der Zeit erworben haben. Durch regelmäßiges „Üben“ können wir sie verbessern oder vertiefen. Wichtig: Neben der Einstellung geht es auch darum, Voraussetzungen zu schaffen, um diese Fähigkeit zu praktizieren.

Hier gleich ein Beispiel: Jemand möchte seine Englisch-Sprachkenntnisse verbessern. Das Wollen entspricht der gezielte Entscheidung, Englisch zu vertiefen. Das Können ist seine aktuelle Situation, sprich: Wie gut spricht er Englisch? Das Üben entspricht dem Schaffen von Möglichkeiten, ohne die sich nichts ändern wird. Eine solche Möglichkeit könnte sein, dass er oder sie eine Reise in ein Land bucht, wo vorwiegend Englisch gesprochen wird und in diesem Land besucht er oder sie einen Englischkurs.

Veränderungen sind manchmal mit Rückschlägen oder Misserfolgen verbunden. Wenn Du alles, das auf dieser Veränderungsreise passiert, bereits wüsstest und könntest, wäre es keine Veränderung. Fehler sind normaler Teil dieser Entwicklung, gehören somit mit dazu. Wenn Du sie als Teil des gesamten Wachstumsprozesses betrachtest, kannst Du sie dazu nutzen, um daraus zu lernen. 

Veränderung beginnt immer mit Dir und Deiner Bereitschaft, Deine persönliche Entwicklungsreise aktiv zu gestalten und die Verantwortung für Deine eigenen Handlungen und Entscheidungen zu übernehmen.

Ich hoffe, dieser Beitrag war hilfreich für Dich. Falls Du spezifische Fragen hast, hinterlasse einen Kommentar oder komme in meine kostenlose Facebook-Gruppe und stelle mir gerne dort Deine Frage.

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