17.8.24

Ethik bei (digitaler) Kreativität berücksichtigen

Die Digitalisierung verändert das kreative Schaffen grundlegend. Ob das Erstellen von Texten, die (audio)visuelle Gestaltung oder die Entwicklung anderer kreativer Projekte – mit neuen Technologien und der Unterstützung von künstlicher Intelligenz können nahezu alle Menschen Inhalte erstellen und mit einem globalen Publikum teilen.

Einerseits sind neue technologische Möglichkeiten für Nerds wie mich äußerst spannend. Andererseits entstehen dabei auch neue ethische Herausforderungen. Daher werden wir uns in diesem Blogbeitrag wesentliche Aspekte und Diskussionspunkte digitaler Ethik anschauen. Inspiriert wurde ich zu diesem Beitrag aufgrund einer kürzlichen Plauderei auf der Social-Media-Plattform „Threads“.

Wie Du vielleicht weißt, habe ich nicht nur mehrere Schreibausbildungen absolviert, sondern auch Multimedia Art sowie Corporate Social Responsibility und ethisches Management studiert. Bei letzterem haben wir uns häufig an der ISO 26000 orientiert. Das ist ein internationaler Leitfaden für gesellschaftliche Verantwortung von Organisationen und ich finde, dass sie auch auf digitale Ethik für Kreativprojekte angewandt werden kann.

1. Organisationsführung

Hast Du klare ethische Richtlinien für Deine Kreativprojekte definiert? Sie werden künftig das Fundament aller Tätigkeiten bilden. Was bereits für große Unternehmen innerhalb der EU gilt, wird demnächst auch kleine und mittelständische Unternehmen betreffen: Die sogenannte CSRD (Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen innerhalb der EU) befindet sich gerade in der Umsetzung. Sie orientiert sich ebenfalls an Richtlinien wie der ISO 26000, die bereits seit vielen Jahren die Grundlage der freiwilligen Nachhaltigkeitsberichte in vielen Unternehmen ist.

Auch Kreative, die digitale Tools und Technologien nutzen, tragen Verantwortung für ihre Entscheidungen. Transparenz und Rechenschaftspflicht bei der Nutzung dieser Technologien sind unerlässlich, um Vertrauen beim Publikum aufzubauen und zu erhalten. Auf manche Social-Media-Plattformen, wie jenen von Meta, können Inhalte, die von künstlicher Intelligenz erstellt wurden, gekennzeichnet werden.

2. Menschenrechte

Wusstest Du, dass viele KI-Anwendungen gar nicht so „intelligent“ sind, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen? Schon seit längerem ist bekannt, dass viele digitale Plattformen gering bezahlte Menschen beschäftigen, sogenannten Clickworker. Sie arbeiten in Ländern des Globalen Südens unter prekären Bedingungen und führen eintönige oder teilweise verstörende Aufgaben durch.

Es ist unerlässlich, sich dieser Realität bewusst zu sein und nach Möglichkeiten zu suchen, ethisch vertretbare Alternativen zu unterstützen oder den Arbeiterinnen und Arbeitern faire Löhne zu bezahlen, worauf auch der nächste Punkt Bezug nimmt. Zudem sollten Kreative die Privatsphäre ihres Publikums schützen, insbesondere wenn Daten gesammelt oder verarbeitet werden.

3. Arbeitspraktiken

Auch Kreative müssen faire Arbeitsbedingungen gewährleisten, sei es bei der Zusammenarbeit mit Teams, bei ihren Auftragnehmerinnen und Auftragnehmern oder durch die Nutzung von Plattformen, die ethische Standards einhalten. Selbstverständlich haben auch sie ein Anrecht auf faire Bezahlung ihrer Arbeit, die in der heutigen „Geiz ist geil und alle Inhalte müssen gratis sein“-Gesellschaft mitunter kritisiert wird.

Inhalte von anderen zu klauen, wie es teilweise auf Social-Media-Plattformen häufig zu beobachten ist, zählt definitiv nicht zu ethischem Verhalten. Faire Bezahlung und transparente Arbeitsverhältnisse sind nicht nur in traditionellen Unternehmen, sondern auch in der digitalen Kreativwirtschaft wichtig.

4. Umwelt

Die schöne neue Technologie-Welt produziert einen gigantischen ökologischen Fußabdruck. Die Herstellung von Produkten erfordert in der Regel Materialien und Energie. Dies gilt ebenso für digitale Kreativprojekte. Bei Anwendungen künstlicher Intelligenz entsteht ein besonders hoher Energie- und Wasserverbrauch, von der Verwendung von Rohstoffen zur Errichtung von Rechenzentren nicht zu sprechen.

Kreative sollten sich dieser Auswirkungen bewusst sein und im Rahmen ihrer Möglichkeiten nachhaltige Praktiken fördern. Dies könnte die Wahl energieeffizienter Hosting-Dienste oder ein bewusster Umgang mit den eigenen digitalen Aktivitäten sein. Ich habe mich schon vor längerem dazu entschieden, langlebige Geräte zu verwenden, automatische Benachrichtigungen abzustellen sowie Ökostrom zu beziehen.

5. Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken

Wer Social Media zur Verbreitung seiner digitalen Kreationen nutzt, weiß, dass Algorithmen bei der Verbreitung von Inhalten eine zentrale Rolle spielen. Einerseits geht es darum, uns das zu zeigen, was uns mit hoher Wahrscheinlichkeit gefallen wird, um möglichst lange auf der jeweiligen Plattform zu verweilen. Dazu werden alle unsere Aktivitäten registriert. Andererseits können wir Social Media dazu nutzen, um uns mit Gleichgesinnten zu vernetzen, die eine ähnliche Philosophie vertreten.

Wir haben es in der Hand, ob wir andere durch positives Vorbild inspirieren oder mit reißerischen Inhalten Algorithmen manipulieren. Dass auch in Social Media gesponserte Inhalte transparent gemacht werden, wie bei anderen Arten der Werbung, sollte hoffentlich selbstverständlich sein. Hinweise auf Werbepartnerschaften sowie die Vermeidung aggressiver Taktiken könnten wichtige Bestandteile fairer Betriebs- und Geschäftspraktiken sein.

6. Konsumentinnen- und Konsumentenangelegenheiten

Wie jedes Unternehmen tragen auch Kreative ihren Kundinnen und Kunden gegenüber Verantwortung. Niemand würde es gutheißen, wenn Lebensmittelhersteller gesundheitsschädliche Substanzen ins Essen mischen. Ebenso hat das Publikum kreativer Produkte ein Anrecht auf essenzielle Informationen.

Grundsätzlich gilt, dass Inhalte nicht irreführend oder schädlich sein sollten. Wie bereits zuvor angemerkt, ermöglichen mittlerweile viele Social-Media-Plattformen Transparenz bei der Kennzeichnung von KI-Inhalten. Vertrauen ist der Schlüssel und die erforderte Ehrlichkeit und Rücksichtnahme auf die Interessen des (digitalen) Publikums.

7. Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft

Kreative haben die Möglichkeit, die Gemeinschaft in ihre Arbeit einzubeziehen. Wie bereits zuvor dargestellt, entstand die Idee zu diesem Blogbeitrag aufgrund eines Gesprächs auf Threads.

Außerdem könnten sie sich dafür einsetzen, das (digitale) soziale Bewusstsein zu fördern, lokale Projekte zu unterstützen oder Inhalte anzubieten, die das Gemeinwohl fördern. Sensibilität für unterschiedliche (Gesprächs-)Kulturen ist hierbei entscheidend, um sicherzustellen, dass Inhalte in verschiedenen Kontexten positiv aufgenommen werden, um die Interessen und Bedürfnisse sensibler Gruppen zu berücksichten.

8. Fazit 

Digitale Medien bieten uns kreativ schaffenden Menschen eine Vielzahl an Möglichkeiten. Damit ist auch eine große Verantwortung verbunden. Die Prinzipien der ISO 26000 bieten eine gute Orientierung, um unsere Arbeit bewusst zu reflektieren. Digitale Medien könnten nicht nur kreative, sondern auch ethische Innovation bringen. Es liegt in den Händen jeder und jedes Einzelnen, unsere digitale Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten.

Dieser Blogbeitrag wurde durch ein Gespräch auf Threads inspiriert und entstand im Zuge eines Brainstormings mit ChatGPT. Zur ethischen Verantwortung von Autorinnen und Autoren gibt es bereits einen Blogbeitrag.

Schaue gerne auch auf meinen anderen Kanälen wie dem Schreibgeflüster Podcast oder meinem YouTube-Kanal vorbei. Dort findest Du weitere Tipps und Inspirationen zur Vielfalt des Schreibens. Hier geht es zu meinem Threads-Account.

Teile Deine Erfahrungen und Fortschritte vielleicht in einem Kommentar unter diesem Beitrag oder gerne auch in meiner kostenlosen Facebook-Gruppe, wo Du auch Fragen zu diesem oder anderen Themen stellen kannst.

 

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