28.7.24

Was tägliches Schreiben bringt

Tägliches Schreiben hat meiner Ansicht nach nur Vorteile. Warum ich davon überzeugt bin, erfährst Du im Verlauf dieses Blogbeitrags. 

Nachfolgend sind sieben wichtige Aspekte angeführt, die mir am regelmäßigen Schreiben besonders nützlich erscheinen. Sowohl Schreib-Newbies als auch Profis können von ihnen profitieren.

1. Aufmerksamkeit steuern

Kennst Du den Spruch: Energie folgt der Aufmerksamkeit? Vielen Menschen fällt es zunehmend schwerer, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Wir werden im Alltag permanent durch  Benachrichtigungen elektronischer Geräte abgelenkt, andere Menschen scheinen fortwährend etwas von uns zu benötigen und auch unsere eigenen Gedanken spielen uns manchmal einen Streich. All das lenkt uns von dem ab, was wir ursprünglich machen wollten. Dieses permanente Hin und Her kostet Zeit und Energie. 

Tägliches Schreibens stärkt Deine Konzentrationsfähigkeit. Es trainiert Dich dabei, Deine Aufmerksamkeit auf eine Sache zu richten. Zudem wirkt das tägliche Schreiben über erfreulichen Themen motivierend und bestärkend. 

Indem Du Dir täglich aufschreibst, was Dir heute gut gelungen ist, wofür Du dankbar bist oder von wem Du heute etwas Nützliches gelernt hast, beschäftigst Du Dich gezielt mit den erfreulichen Aspekten Deines Lebens. Selbst in schwierigen Situationen lassen sich positive Aspekte finden. Alles, das Du schwarz auf weiß dokumentierst, kannst Du nicht mehr vergessen.

2. Selbstbeobachtung und Selbstreflexion verbessern

Das tägliche Aufschreiben unserer Gedanken, Gefühle, Erfahrungen, Begegnungen oder Erlebnisse führt uns diese somit schwarz auf weiß vor Augen. Wofür haben wir bewusst entschieden? Was davon war das Ergebnis alter Gewohnheiten? Wie haben wir uns in dieser Situation gefühlt? Was können wir ändern? Womit müssen wir uns abfinden?

Schreiben unterstützt unsere Fähigkeit, uns und unsere Bedürfnisse besser wahrzunehmen, um sie nicht mit jenen anderer Menschen zu verwechseln. Erst wenn wir erkennen, wer und was wir sind, was uns stärkt und was uns schwächt, können wir die förderlichen Aspekte stärken und jene loslassen, die nicht mehr in unser Leben passen. Natürlich betrifft dies auch unsere zwischenmenschlichen Kontakte, die für uns entweder stärkend oder schwächend wirken. Die tägliche schriftliche Reflexion hilft uns dabei, es leichter zu erkennen.

3. Stress abbauen

Selbst optimistisch denkende Menschen erleben Tage, wo sich scheinbar alles gegen sie verschworen hat. Wenn es einmal nicht so optimal gelaufen ist, bietet Dir Schreiben eine exzellente Möglichkeit, binnen weniger Minuten belastende Gedanken loszuwerden. 

Vorsicht: Grüble nicht erst stundenlang darüber, wie oder was du schreiben könntest - es würde mehr belastend als befreiend wirken. Notiere einfach und ohne Nachdenken alle Sorgen auf einem Blatt Papier. Du wirst Deinen Kummer los, indem Du alles schwarz auf weiß zu Papier bringst. 

Durch das Schreiben fällt es Dir leichter, Abstand zu gewinnen. Du kannst diese Notizen zu einem späteren Zeitpunkt zur Hand nehmen, um zu hinterfragen, wie real diese Wut, Trauer oder Angst ist. Eventuell entstehen unmittelbar danach erste Ideen, wie Du diese Sorgen verarbeiten oder lösen kannst.

4. Kreativität steigern

Dies führt uns bereits zum nächsten wichtigen Vorteil täglichen Schreibens: Es inspiriert uns zur Entwicklung weiterer Ideen. Wer kennt nicht die scheinbar aus dem Nichts entstehenden Kreativitätsschübe? Sie entstehen in Momenten der Entspannung wie beim Duschen, bei der Hausarbeit, beim Weg von A nach B oder vorm Einschlafen.

Durch das tägliche Notieren unserer Einfälle werden wir zu weiteren Ideen inspiriert. Sobald sie zu Papier gebracht sind, kommen uns rasch weitere in den Sinn. Das Gehirn produziert aufgrund der verstärkten Aufmerksamkeit, dem wir diesem Thema (siehe auch Punkt 1.) widmen, mehr davon. Sprich: Die Entwicklung von kreativen Ideen ist förderbar. Wir können sie verstärken, indem wir es regelmäßig praktizieren. Schreiben ist außerdem eine Möglichkeit, uns kreativ(er) auszudrücken, die durch regelmäßige Praxis gesteigert wird, aber dazu mehr im nächsten Punkt.

5. Sprachfähigkeiten praktisch verbessern

Kennst Du Menschen, denen es schwer fällt, sich ausdrücken? Genau so jemand war ich früher auch. Als Kind fiel es mir schwer, mich so artikulieren, wie ich es möchte. Durch das jahrelange Lesen von Kinderbüchern, das Schreiben von Briefen und Tagebüchern hat diesen Mangel behoben. Es gelang mir immer leichter, meine Gedanken zu Papier zu bringen und sie schließlich auch mündlich auszudrücken. Wenn Du heute meine Familie oder meine Freunde fragst, werden sie mich als eloquente Person beschreiben.

Was ich damals intuitiv richtig gemacht habe, kannst Du genauso. Das Lesen von qualitativ hochwertigen Büchern wird gemeinsam mit dem täglichen Schreiben schrittweise Deine Ausdrucksfähigkeit verbessern. Das Feedback von Profis hilft Dir, gezielt an Schwächen zu arbeiten, was insbesondere dann wichtig ist, wenn Du später etwas veröffentlichen möchtest. Dies setzt ein Mindestmaß an Sprachfähigkeiten voraus. Wie sollen diese entstehen, wenn sie nie trainiert wurden? Auch ein Marathon setzt voraus, dass Du regelmäßig laufen gehst. Tägliches Schreiben wirkt sich ähnlich positiv auf Deine Sprachfähigkeiten aus.

6. Ausdauer und Disziplin entwickeln

Beim letzten Punkt ist Dir sicher aufgefallen, dass die Verbesserung meiner Sprachfähigkeiten nicht von heute auf morgen entstanden ist, sondern einen längerfristigen Prozess war. Das tägliche Schreiben unterstützt Dich dabei, jene Ausdauer und Disziplin zu entwickeln, die Du zur Umsetzung von längeren Schreibprojekten benötigst. 

Im Gespräch mit Anfängerinnen oder Anfänger höre ich häufig, dass sie die Vorstellung haben, sie bräuchten sich nur etwas mehr Zeit nehmen und einen ruhigen Ort suchen, dann würden sie sich hinsetzen und den Roman oder das Sachbuch, die sie schon länger im Kopf haben, in einem Zug durchschreiben. 

Leider ahnen sie nicht, dass dies in den in den wenigsten Fällen klappt. Um zu Schreiben benötigst Du weder einen besonderen Ort, noch außergewöhnlich viel Zeit. Du kannst heute damit beginnen und jeden Tag damit fortsetzen. Bücher entstehen nicht von Zauberhand über Nacht, sondern Schritt für Schritt durch kontinuierliches Schreiben. 

7. Dein Gehirn trainieren

Unabhängig davon, ob Du nur für Dich oder für andere schreibst, ist das Verschriftlichen von Gedanken, Gefühlen, Erlebnissen, Fakten, Ideen oder Geschichten ein exzellentes kognitives Training. Das gilt ganz besonders für das handschriftliche Schreiben, das mehrere Gehirnregionen gleichzeitig beschäftigt. Schreiben trainiert nicht nur die Konzentration, die Kreativität und die Sprachfähigkeiten, sondern auch das Gedächtnis.

Wenn Du damit beginnen möchtest, reicht bereits ein Stift sowie ein Block Papier oder ein Notizbuch. Zum Schreiben von Texten, die andere lesen sollen, wie etwa diesen Blogbeitrag, nutze ich eine Tastatur, weil ich damit schneller bin. Das Brainstorming oder die Konzeption der Texte findet zumeist handschriftlich statt.

Du möchtest sofort loslegen? 

Hier findest Du weiterführende Blogbeiträge, wie Du einfach mit dem Schreiben beginnen kannst, Schreiben für Introvertierte, für Extravertierte und für Ambivertierte

Schaue gerne auch auf meinen anderen Kanälen wie dem Schreibgeflüster Podcast oder meinem YouTube-Kanal vorbei. Dort findest Du weitere Tipps und Inspirationen zur Vielfalt des Schreibens. 

Teile Deine Erfahrungen und Fortschritte vielleicht in einem Kommentar unter diesem Beitrag oder gerne auch in meiner kostenlosen Facebook-Gruppe, wo Du auch Fragen zu diesem oder anderen Themen stellen kannst.


7.7.24

Drei Schreibmythen entlarvt

Wenn ich mit Personen über das Schreiben spreche, fällt mir immer wieder auf, dass viele von ihnen vollkommen falsche Vorstellungen darüber haben. Daher werden wir im heutigen Blogbeitrag die drei größten Schreibirrtümer unter die Lupe nehmen. Sie sind nicht nur wirklichkeitsfremd, sondern reduzieren auch die Kreativität. 

Wir starten mit einem der häufigsten Schreibirrtümer, der mir am häufigsten begegnet und sich leider besonders hartnäckig hält:

1. Ich habe kein Schreibtalent oder: 
Ich kann nicht schreiben

Wie kommt man auf diese Idee, nicht schreiben zu können? Dieser Mythos ist nicht zufällig entstanden. Zumeist mussten Menschen, die diese Aussage von sich geben, in der Kindheit oder während der Schulzeit negative Aussagen über sich ergehen lassen. Bis sie es leider eines Tages selbst geglaubt haben. 

Dass solche Behauptungen pädagogisch fragwürdig sind, ist hoffentlich klar. Wer wie mit der Axt im Wald in den Kinderseelen herumfuhrwerkt, richtet Schäden unermesslichen Ausmaßes an, an die sich manche Menschen Jahrzehnte später immer noch bis ins Detail erinnern können. Anstelle ein Kind dermaßen negativ zu verurteilen, hätten Erwachsene ermutigend oder unterstützend sein können. 

Bedauerlicherweise können solche Vorfälle nicht mehr rückgängig gemacht werden. Was jedoch geändert werden kann, ist die Betrachtungsweise. Falls Du auch so jemand bist, dann wäre es wichtig, Dir vor Augen zu führen, dass Du in guter Gesellschaft bist. 

Von einigen berühmten Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie Agatha Christie, Mark Twain oder J.K.Rowling wird berichtet, dass sie in der Schule schlecht beurteilt wurden. Was kannst Du davon lernen? Niemand von ihnen hat sich von ihrem oder seinem Weg abbringen lassen.

Das sagenumwobene „Talent“ entsteht nicht durch Geburt, über Nacht oder per Fingerschnippen, sondern durch Übung, Geduld und wertschätzendes Feedback. Kennst Du den Spruch: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut? Dazu sind viele unterschiedliche Häuser notwendig. Ebenso ist es mit den Schreiben. 

Praxis-Tipp:

Mache es Dir zu Beginn ganz einfach. Ein Blatt Papier und ein Stift reichen völlig. Notiere Dir, was Dir gerade in den Sinn kommt, was Du beobachtet oder erlebt hast und praktiziere es jeden Tag. Im Laufe der Zeit wirst Du immer sicherer dabei werden. Es ist so ähnlich wie beim Radfahren lernen: Am Anfang bist Du noch wackelig unterwegs, später saust Du flott durch die Gegend. 

2. Das Inspirations-Märchen

Wie oft höre ich: „Ich würde gerne ein Buch schreiben, aber ich warte noch auf die perfekte Idee.“ Darauf kannst Du bis zum St. Nimmerleinstag warten. Zu hoffen, dass Dich irgendwann einmal die Muse küsst und Du eine aus Deiner Sicht bahnbrechende Idee hast, ist Zeitverschwendung. In Wahrheit fördert die regelmäßige Praxis Deine Kreativität und Produktivität beim Schreiben.

Die Vorstellung, dass Kreativität nur aus plötzlichen Geistesblitzen entsteht, ist weitverbreitet, aber irreführend. Tatsächlich sind viele großartige Werke nicht das Ergebnis eines einzigen Moments der Inspiration, sondern das Produkt kontinuierlicher Arbeit und Verbesserung. Von Stephen King ist bekannt, dass er eine tägliche Schreibroutine zu hat, unabhängig davon, ob er sich inspiriert fühlt oder nicht.

Ein weiterer Punkt ist, dass Ideen oft aus dem Schreiben selbst entstehen. Wenn Du regelmäßig schreibst, wirst Du feststellen, dass Deine Gedanken fließen und sich entwickeln. Neue Ideen können aus alltäglichen Beobachtungen, Gesprächen oder sogar aus anderen Geschichten entstehen, die Du liest. Deshalb ist es entscheidend, sich hinzusetzen und einfach zu beginnen, anstatt auf den perfekten Moment zu warten.

Praxis-Tipp:

Setze Dir ein tägliches Ziel, sei es eine bestimmte Anzahl von Seiten/Wörtern oder eine feste Zeitspanne. Das Wichtigste an dieser Übung ist die regelmäßige Durchführung und nicht das Ergebnis. Alleine durch die Umsetzung entstehen ganz automatisch neue Ideen. 

3. Es muss sofort passen

Der dritte verbreitete Irrtum lautet: Der erste Text muss sofort perfekt sein. Diese Vorstellung stammt zumeist aus der Schulzeit. Die Wahrheit ist jedoch, dass die erste Fassung nicht viel mehr als eine ausführlichere Notiz zu sein braucht. Sie dient nur dazu, Deine Gedanken zu Papier zu bringen oder Deine Ideen festzuhalten. Denke nur an die bildende Kunst. Viele Künstlerinnen und Künstler fertigen zuerst eine Skizze an, bevor sie das eigentliche Gemälde malen. 

Der Druck, gleich beim ersten Versuch alles richtig machen zu müssen, kann lähmend wirken, Deine Kreativität bremsen oder sogar abtöten. Wer möchte Dir vorschreiben, wie Du zu schreiben hast? Jede und jeder ist individuell unterschiedlich, somit entscheidest Du, wie Du schreiben möchtest. Der erste Entwurf ist nicht mehr als eine Rohfassung, die Dir erlaubt, Deine Gedanken frei und ohne Selbstzensur auszudrücken.

Ernest Hemingway oder Anne Lamott haben betont, wie wichtig es ist, sich von der Vorstellung eines perfekten ersten Entwurfs zu lösen. Hemingway soll gesagt haben: „Der erste Entwurf von irgendwas ist Bullshit.“ Lamott beschreibt in ihrem Buch „Bird by Bird“ den ersten Entwurf als „shitty first draft“ – ein notwendiger und wichtiger Schritt im Schreibprozess. Auch dieser Blogbeitrag ist nicht der erste Entwurf, sondern wurde mehrfach überarbeitet, bevor er online gegangen ist.

Praxis-Tipp:

Wenn Du Dich hinsetzt, um zu schreiben, erinnere Dich daran, dass es nicht um Perfektion geht. Erlaube Dir, Fehler zu machen und Dir Unvollkommenheit zu erlauben. Du wirst erstaunt sein, um wie viel kreativer und produktiver Du bist, sobald der Druck weg ist, gleich beim ersten Mal alles richtigzumachen. Später kannst Du Deinen Text in Ruhe überarbeiten und so lange verfeinern, bis Du mit dem Ergebnis zufrieden bist.

Fazit

Durch das Erkennen und Loslassen dieser Mythen wirst Du feststellen, dass Schreiben weder eine Frage von angeborenem Talent noch plötzlicher Eingebung ist, sondern vielmehr etwas, das Du durch Übung, Wiederholung, Geduld und den Mut, unvollkommen zu beginnen, entwickeln kannst.

Schau gerne auf meinen anderen Kanälen wie dem Schreibgeflüster Podcast, meinem YouTube-Kanal vorbei. Dort findest Du weitere Tipps und Inspirationen zur Vielfalt des Schreibens. Oder teile Deine Erfahrungen und Fortschritte, vielleicht hier in einem Kommentar unter diesem Beitrag oder gerne auch in meiner kostenlosen Facebook-Gruppe, wo Du auch Fragen zu diesem oder anderen Themen stellen kannst.

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